Das Leben beginnt mit Geschrei. Darüber freuen sich alle. Zunächst! Wenn aber lauter Lärm und Krach zum Dauerzustand werden, droht Gefahr. Es entsteht Stress, der unser Wohlbefinden massiv stört.
Was tun? Einen Ort vollkommener Ruhe aufsuchen? Wo soll das sein?
Lärm ist mir vertraut. Aufgewachsen innerhalb der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens, konnte ich alle Flugzeugtypen an ihrem Dröhnen erkennen. Ich mochte das!
Geräusche gehören zum Leben. Wenn gar nichts mehr zu hören ist, hat es aufgehört. Vollkommene Stille – das ist der Tod.
Entscheidend ist unsere Bewertung!
Kindergeschrei: nervig oder ein Ausdruck von Freude.
Glockengeläut: schlafstörend oder beruhigender Klang.
Bei der „Berliner Luftbrücke“ (1948/1949) wurden die lauten Propeller der amerikanischen „Rosinenbomber“ beruhigend empfunden. Denn sie haben das Überleben der Stadt gesichert.
„Wenn Sie ein Lärm stört, hören Sie ihm zu!“ Diesen kühnen Ratschlag gibt der Komponist John Cage (1912-1992), für den Straßengeräusche bei offenem Fenster Teil der Musik waren, die er gerade hörte.
Die Lärmempfindlichkeit sinkt, wenn man sich mit dem Geräusch beschäftigt. Der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung (1875-1961) gibt zu bedenken: „In der Stille würde die Angst den Menschen zum Nachdenken veranlassen, und es ist gar nicht abzusehen, was einem da alles zu Bewusstsein käme…“
Es braucht den Gegensatz zwischen Schall und Stille, um seelisch gesund zu bleiben.
Wo können wir die Stille finden? In uns selbst – in unserer Seele!
Wann nehmen wir uns die Zeit zum Beten? Auch im größten Stress können wir innerlich zur Ruhe kommen.
„Heute habe ich viel zu tun, deshalb muss ich viel beten“, rät Martin Luther. Der heilige Benedikt betont schon im sechsten Jahrhundert: „Bete und arbeite“ (ora et labora). Die Balance ist wichtig! Und: Das Gebet kommt zuerst!
Der Faschingslärm hat seinen Sinn. In der Fastenzeit ist es ruhiger. „Stille ist ein Schweigen, das den Menschen Augen und Ohren öffnet für eine andere Welt“, Serge Poliakoff (russischer Maler, 1900-1969).
Thomas Seibert, Pastoralreferent