Als damals die Erzieherin des katholischen Kindergartens vor den Herbstferien mit den Kindern Kürbisse für Halloween bastelte, gab es Streit. „Die Kinder haben doch eine solche Freude damit, …“ argumentierte sie. Die Freude des Dienstvorgesetzten hielt sich eher in Grenzen: „In der katholischen Kirche geht es an Allerheiligen um unsere Toten. Wir gehen auf die Gräber und beten für die Verstorbenen.“ Das klingt eher traurig.
Nun ja – das stimmt schon. „Die Anfänge des Allerheiligenfestes gehen bis ins 4. Jahrhundert zurück… Im Abendland gab es seit dem 7. Jahrhundert ein Fest aller heiligen Märtyrer am 13. Mai (Einweihung des römischen Pantheons zu Ehren der seligen Jungfrau Maria und aller heiligen Märtyrer am 13. Mai 609). Das Fest aller Heiligen – nicht nur der Märtyrer, sondern aller Verstorbenen! – am 1. November kam im 8. Jahrhundert aus Irland und England auf den europäischen Kontinent und hat sich bald allgemein durchgesetzt.“ (Deutsches Liturgisches Institut, Schott zum 1.11.)
Das Fest kam aus dem anglikanischen Raum zu uns. Halloween ebenso. Interessant dabei ist der Wortursprung: All Holys Evening – meint den Abend vor Allerheiligen.
In der Kälte am Grab meiner Mutter zu stehen, ist nicht so erfreulich. Doch bei genauer Betrachtung in gewisser Weise doch. Und dafür ist der folgende Bibeltext der Grund:
Jesus: „Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit sie euch in die ewigen Wohnungen aufnehmen, wenn es mit euch zu Ende geht.“ (Lukas 16,9). Leider hat man in der deutschen Einheitsübersetzung den griechischen Originalsatz ins Passiv übertragen („… damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet.“) Der springende Punkt wurde unterschlagen. Es sind nämlich die Freunde, die lieben Menschen, die im Himmel bei Gott auf mich warten. Das ist eines der schönsten und tröstlichsten Bilder der Bibel!
Wenn ich also auch diesem Jahr wieder am Grab meiner Mutter stehe, spüre ich im tiefen Herzen eine Freude darüber, dass sie im Jenseits auf mich wartet und wir uns eines Tages wiedersehen werden – auf wunderbare und göttliche Weise.
So gesehen, ist Allerheiligen gar nicht so traurig, sondern freudig!
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