Oft fehlt der Mut zur klaren Entscheidung. Lähmend kreisen die Gedanken um eine Unzufriedenheit in den Tiefen der Seele. Eine innere Stimme sagt: „So kann es nicht bleiben.“ oder: „Es muss irgendwie anders werden.“ Solch ein Zustand kann sich über Jahre erstrecken und zu schleichender Zermürbung und Angstgefühlen führen.
Nicht nur einzelne Personen kennen diese Erfahrung, sondern auch die Kirche. Wie oft ist die Rede davon, etwas anders zu machen. Das Wort „neu“ erfreut sich eines häufigen Gebrauchs. Was wird wirklich neu?
Der Evangelist Matthäus konfrontierte seine Gemeinde um das Jahr 80 n. Chr. mit einer erfrischenden Geschichte:
Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte, drängte er die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er allein dort.
Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind.
In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!
Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme! Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus. Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann unterzugehen, schrie er: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?
Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du.“ (Kap 14)
Mich beeindruckt der Mut des Petrus. Er wagt es, das Boot der Sicherheit zu verlassen und auf Jesus zuzugehen. Weit kommt er nicht. Trotz seines Mutes bleibt die Angst. Bekommt die Angst die Oberhand, gehen wir unter.
Mutig sein führt nicht automatisch zum Erfolg. Im Gegenteil: Scheitern gehört zum Leben. Das kann über Jahre gehen. Doch wer es mit Jesus wagt, darf vertrauen, dass am Ende Gott selbst uns rettet.
Ich persönlich erlebe auch Dinge, von denen ich ahne: „Das wird hier nicht mehr gut.“ Und trotzdem glaube ich fest, dass Gott auf seine Weise alles zum Guten führt. Das entlastet und gibt Kraft für ein Leben in der Gegenwart.
Bild: See Genezareth, pixabay