Liebe Leserinnen und Leser,
das neue Jahr ist noch ziemlich jung und wir fragen uns wohl unwillkürlich, was es noch bringen wird. Im Blick auf unsere Kirche ist sicher eine der drängendsten Fragen, ob und wie es uns in Zukunft gelingen kann, die jüngeren Generationen zu „erreichen“.
Der Passauer Bischof Oster sagte dazu neulich in einem Interview: „Wenn ich in Pfarreien gefragt werde, wie ich Jugendliche wieder in die Kirche bringen will, stelle ich meistens die Gegenfrage: „Wollt ihr, dass die Jugendlichen kommen, damit Euer Betrieb weitergeht – oder wollt Ihr ernsthaft, dass sie Christus kennenlernen? Wenn Ihr das erste wollt, werdet Ihr sie nicht erreichen. Wenn Ihr das zweite wirklich wollt, dann fangt an, für sie zu beten, euch für sie zu interessieren, geht Wege mit ihnen, lernt selbst Jesus besser kennen – und ladet sie schließlich in die Freundschaft mit Jesus ein.“
Das klingt auf den ersten Blick einleuchtend und verständlich. Aber es rüttelt auch auf: Wollen wir das überhaupt? Dass andere (nicht nur Jugendliche!) Christus kennenlernen? Kennen wir ihn denn schon? Und dabei geht es nicht zuerst darum, dass wir möglichst alle kirchlichen Lehren kennen und glauben. Das Wesentliche ist vielmehr, dass wir in unserem Leben Christus begegnen. Dabei zu helfen, dazu ist die Kirche in erster Linie da.
Eine Kirche, die sich vor allem um sich selbst, um ihre Gemeinschaft, um ihr soziales Engagement und damit letztlich um Menschen dreht, wird wohl auf Dauer keine Anziehungskraft mehr haben.
Eine Kirche, die Gott aus den Augen verliert und vergisst, dass es in erster Linie darum geht, Ihn kennenzulernen, wird sich im Irdischen und Weltlichen verlieren.
Bei wem aber die Freundschaft mit Jesus im Mittelpunkt steht, also das vertrauensvolle Gebet, die Anbetung seiner Herrlichkeit und der Lobpreis seiner Majestät, den führt diese Freundschaft auch zur Liebe zu den Menschen. Und dann – bin ich überzeugt – hat Kirche Zukunft. Auch in den 2020er Jahren.
Mit herzlichen Grüßen und besten Wünschen für das Neue Jahr,
Ihr Kaplan Andreas Theurer