Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pfarreiengemeinschaft begegnen täglich vielen Menschen. In den nächsten Wochen lesen Sie in kurzen Blitzlichtern von den Begegnungen.
Seit seinem Motorradunfall vor 25 Jahren ist er massiv eingeschränkt. Doch seit er wieder aus dem Koma erwacht war und sein Kopf sich einigermaßen sortiert hatte, interessiert er sich für weltanschauliche Fragen. Schöne Gespräche über die Jahre! Er möchte mich nach Weihnachten besuchen, nicht so einfach für ihn. Er ruft an: mir geht es heute schlecht – ich kann nicht mit der Bahn fahren. Er steigt ins Taxi und lässt sich an diesem Tag 180 km weit fahren. Ich freue mich sehr über dieses Zeichen der Freundschaft. Er hat ein Geschenk dabei: eine wunderbar verzierte Bibel aus dem Nachlass seines Vaters. Keine Kosten und Mühen gescheut – Jesus ist geboren!
In der Straßenbahn sprach mich eine Frau an: „Sind Sie Priester? Ich hätte da mal eine Frage.“ Da die gemeinsame Fahrt fast eine Viertelstunde dauerte, konnten wir das Thema, das sie beschäftigte, immerhin soweit besprechen, dass ihr beim Aussteigen klarer war als beim Einsteigen, was für sie „dran“ war.
Im Treppenhaus sehen wir uns ab uns zu. Die Person weiß, wo ich arbeite und klagte mir ihr Leid. Zum Schluss sagte sie: „Da hilft bloß noch trinken.“ – Das tun wir ab und zu, Kaffee ist auch gut! Und sprechen über Gott und die Welt.
Er ist seit ungefähr 2 Jahren im Kirchenchor und hat mit viel Engagement über die Weihnachtsfeiertage die Gottesdienste festlich mitgestaltet. Mit mir und einem anderen Chormitglied hat er bei den Liedern abwechselnd die Strophen mitgesungen und so der Kirchenmusik eine besondere Farbe verliehen.
Wir sitzen im weitläufig und schön gestalteten Foyer des Hospiz und warten auf das Testergebnis. Mein Blick fällt auf das Signet in der Mitte der großen Glasscheibe zum Garten des Innenhofs: “Am Abend beginnt ein neuer Tag.” Ich denke nach. Mein Nachbar sagt auf einmal: “Ist das Ganze hier von der Kirche?” – “Ja.” – “Ich bin überrascht, was die Kirche Gutes tut!”
„Manche Menschen sind in der Corona-Zeit aggressiver geworden, andere mehr depressiv. Die Lage wird immer schwieriger.“ – „Das stimmt. Wir haben Grenzen erreicht und dürfen nun noch mehr auf die Hilfe Gottes vertrauen, der am Ende alles zum Guten führen wird.“
Über Nacht ist es richtig Winter geworden – trocken, aber sehr kalt. Ich komme gerade durchgefroren und in liturgischem Gewand aus dem Friedhof. Ein Auto hält neben mir an, der Fahrer winkt mir und lädt mich ein, Platz zu nehmen. Ich versuche alles, was ich als Kind gelernt habe zu überwinden und steige in ein Auto, dessen Fahrer ich nicht kenne. Er nimmt mich bis zur Kirche mit und es ergibt sich ein kurzes und gutes Gespräch. Wie gut, dass ich mich nicht vorher umgezogen hatte!
Am Roncallihaus treffe ich auf eine Person, die sich für das „Kochen für die Wärmestube“ interessiert. Die Maske und die Dämmerung machen es zunächst schwierig zu erkennen wer es ist. Doch dann erkenne, wer sich hinter der Maske verbirgt. Wir kommen etwas ins Gespräch und ich habe großen Respekt vor der Frau, die mit Familie und Beruf auch die Zeit für diesen Dienst findet.
Foto-Element in der Grafik: Peter Weidemann auf Pfarrbriefservice