Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Vermutlich haben viele Menschen mehr Erfahrung darin, wie es nicht gelingt. Darum haben die Leute in der psychologischen und therapeutischen Beratung genug zu tun. Entsprechende Ratgeber-Bücher sind beliebt.
Ein wichtiger Punkt bei der Frage nach einem gelingenden Leben ist die persönliche Grundhaltung. Meist genügt schon ein kurzes Gespräch und ein Blick ins Gesicht, um zu erkennen, ob jemand eher glücklich und zufrieden ist oder eher bissig, verletzt oder traurig. Manchmal braucht es Jahre, um einen Menschen besser zu verstehen. Die Liebe ist ein Geheimnis – und der geliebte Mensch trotz aller Vertrautheit ebenfalls. Die Fähigkeit zu verzeihen und sich mit Barmherzigkeit zu begegnen hat eine entscheidende Bedeutung.
Eingangs habe ich schon auf die Ratgeber-Literatur hingewiesen. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben ein kostbarer Text, der trotz seines Alters immer noch brandaktuell ist:
„Strebt nach den höheren Gnadengaben! Dazu zeige ich euch einen überragenden Weg:
Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib opferte, um mich zu rühmen, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts.
Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf. Prophetisches Reden hat ein Ende, Zungenrede verstummt, Erkenntnis vergeht. Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk.
Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.
Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe“ (Erster Brief an die Korinther 12,31 – 13,13).
Der Autor, Apostel Paulus, war kein bequemer Zeitgenosse und sein Charakter hatte „Ecken und Kanten“. Manche Zeile hat er wohl sich selbst gewidmet. Somit geht es um ein ehrliches Zeugnis gegenüber der eigenen Person. In der Lebensbilanz darf die Liebe einen großen Stellenwert einnehmen. Was in Liebe geschehen ist, geht niemals verloren – so gelingt Leben, ewig.
Thomas Seibert
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