Corona ist vorbei. Gott sei Dank! Ganz so stimmt es nicht. Es hat seine Spuren hinterlassen – auch bei manchen Kindern, deren Entwicklungsrückstände ich in der Schule leider bemerke. Bei meinem Sohn, der in diesen Tagen seine Schullaufbahn beenden wird, hoffentlich gut, hat sich eine gewisse „Schulmüdigkeit“ eingestellt. Und so kamen wir in streiterfüllten Diskussionen um die Zukunft – seine Zukunft und mein Geld – auf die Frage nach einem sinnvollen Beruf. Eine Frage, die er bisher eher verdrängt hat. Ich habe ihm zu einer Ausbildung geraten, also etwas Handfestem, denn der Papa ist einer, der irgendwie nur mit Worten hantiert. Im Blick auf die Ausbildung hätte ich mir vorstellen können, etwas mit Heizungen zu machen. Das ist derzeit voll im Trend. Die ganze Welt spricht über Heizungen – und er wäre einer von den Guten. Wenn eine Heizung kaputt geht, das weiß ich aus eigener Erfahrung, muss man sie reparieren. Man kann sie auch „heile machen“, wie ich neulich aus dem Munde einer hochgestellten Persönlichkeit verwundert gehört habe. Wenn mein Sohn Heizungen „heile machen“ würde, wäre er schon dem Wort nach bei den Guten, denen, die Heil bringen. Falls die Heizung „ganz kaputt“ geht, muss man sie ganz neu machen beziehungsweise austauschen. Neuerdings spricht man dabei von der „Havarie“. Das Wort stammt aus dem Arabischen und bedeutet Schaden. Es wird gewöhnlich in der Seefahrt verwendet. Wenn ein Schiff einen schweren Schaden hat, Ladung abwerfen muss oder gar zu sinken droht, es um Leib und Leben geht, erleidet es eine „Havarie“. Dass dieses Schicksal einer Heizung zuteilwerden kann, wusste ich bisher nicht. Wobei: Blicke ich auf den Kostenvoranschlag meines Heizungsmonteurs, der gemäß Bauingenieur im Verbund mit Maurern, Dachdeckern, Fensterbauern, Fliesenlegern, Verputzern und anderen Leuten aktiv werden muss, verstehe ich schon, warum man von „Havarie“ spricht. Die Sache mit dem Untergang des Schiffs ist kein so schlechter Vergleich. Denn einige der Experten haben mir sogar geraten, das ganze Haus abzureißen und alles neu zu machen. Der Abriss wäre, so der Kostenvoranschlag, gut bezahlbar. Ich hätte einen kleinen Acker, wo ein Tier wohnen könnte.
Zurück zu meinem Sohn: Der will nicht bei den Guten sein, sondern irgendwas mit Autos machen. Ich bin nicht so begeistert – und insgeheim doch voller Freude. Die Freude am Auto hat er nämlich von mir, obwohl ich mir niemals ein teures leisten konnte und nur sehr wenig damit fahre.
Vom Heilen, aber ganz anderer Art, erzählt die Apostelgeschichte.
“In jenen Tagen kam Philíppus in die Hauptstadt Samáriens hinab und verkündete dort Christus. Und die Menge achtete einmütig auf die Worte des Philíppus; sie hörten zu und sahen die Zeichen, die er tat. Denn aus vielen Besessenen fuhren unter lautem Geschrei die unreinen Geister aus; auch viele Lahme und Verkrüppelte wurden geheilt. So herrschte große Freude in jener Stadt. Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samárien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin.
Diese zogen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen; sie waren nur getauft auf den Namen Jesu, des Herrn. Dann legten sie ihnen die Hände auf und sie empfingen den Heiligen Geist” (Kap 8).
Ich mag diesen Text und die anderen der Apostelgeschichte. Denn es geht um Menschen, die von Gottes Geist erfüllt sind, sich auf den Weg machen, und das Heil in die Welt tragen. – Wie kann ich dazu beitragen?
Meinem Sohn sagte ich: „Egal, was du dir für einen Beruf aussuchst: Das, was du tust, muss Sinn machen.” Gilt eigentlich immer!
Thomas Seibert, Diplomtheologe
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