Mit diesem Satz auf den Lippen lächeln meine Frau und ich in der Silvesternacht uns immer an, freuen uns am Klang der angestoßenen Sektgläser und bewundern das Feuerwerk. Wir ahnen jedoch, dass es wieder Herausforderungen geben wird. Zudem ist nicht abschließend geklärt, ob unsere Vorstellung von „besseren Zeiten“ mit dem übereinstimmt, was Gott im Sinn hat. Bei einem klugen Theologen habe gelesen, dass wir am Tag der Vollendung Gott von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen und von ihm die Antworten auf die offenen Fragen unseres Lebens erhalten werden. Mit einem Hauch von Phlegma möchte ich sagen: „Lieber Gott, vieles will ich gar nicht mehr wissen. Ich habe Dir immer vertraut – und das genügt.“
Was die sogenannten besseren Zeiten angeht: Als ich meinen alleinstehenden Vater am Neujahrstag besucht habe, lag er schmerzgekrümmt und hilflos im Wohnzimmer – das Telefon konnte er nicht mehr erreichen. Krankenwagen – Notaufnahme usw. Die ersten Wochen des Jahres verbrachte ich damit, mich um ihn zu kümmern.
Als ich mich selbst vor einigen Wochen ebenfalls schmerzgekrümmt morgens gegen fünf Uhr in einem Krankenwagen zur Uniklinik wiederfand, blieb mir das Gebet im Hals stecken. Ich war innerlich verstummt. Darum ist es gut, wenn andere für einen beten. Dankbar bin ich für die vielen Menschen, die mir geholfen und mich mit tröstenden Worten und ihrem Gebet unterstützt haben.
Noch nie in meinem Leben habe ich die Fastenzeit so intensiv erlebt. Dinge haben sich in ihrer Wichtigkeit verschoben. Was ist wirklich wichtig?
Eine Krankheit ist, ebenso wie die Fastenzeit, eine Unterbrechung des Alltags. „Die kürzeste Definition von Religion ist Unterbrechung“, sagt der Theologe Johann Baptist Metz.
Innerlich von manchen Gedanken befreit, gehe ich hoffnungsvoll dem Osterfest entgegen. Die Welt ist eine gebrochene. In den Herzen die Sehnsucht nach besseren Zeiten. Aber: Gott verspricht mehr als nur bessere Zeiten. Bei ihm gibt es keine Tränen und keinen Schmerz. Bei ihm ist die vollkommene Freude und Leben in Fülle – und vielleicht auch ein schönes Lächeln.
Thomas Seibert, Diplomtheologe
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