Es genügt ein Blick auf die täglichen Nachrichten oder die zunächst harmlose Frage nach Feierabend: „Schatz, wie war heute dein Tag?“, und schon entfaltet sich oft, gleichsam wie von selbst, eine gegenseitige Steigerung jammernder Rede. Eins gibt das andere und rasch kommen Gefühle von Traurigkeit, Ohnmacht und Verzweiflung.
Vielleicht kannte der Komponist Johann Georg Neumark (gest. 1681 in Weimar) diese menschliche Eigenschaft und schrieb als Kontrast dazu ein Kirchenlied, das bei genauem Lesen wie eine „Kurzanleitung“ für ein zufriedenes Leben sein kann:
„Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott, dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut.
Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, dass wir alle Morgen beseufzen unser Ungemach? Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit.
Man halte nur ein wenig stille und sei doch in sich selbst vergnügt, wie unseres Gottes Gnadenwille, wie seine Allwissenheit es fügt; Gott, der uns sich auserwählt, der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt…
Sing, bet´ und geh auf Gottes Wegen, verricht´ das Deine nur getreu, und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.“
(Gotteslob 424)
Jammern kann befreien, aber zu viel davon schadet. Als Tipp: Auf die Frage: „Wie war es heute?“ bewusst zuerst das, was gut war.
Thomas Seibert, Diplomtheologe
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