Eine Umfrage der Technikerkrankenkasse hat ergeben, dass sich zwei Drittel der Deutschen in ihrem Alltag gestresst fühlen. Druck und Belastung gehören zu unserer Kultur, weil wir die Ziele haben, erfolgreich zu sein, Probleme zu lösen und dabei ständig Zeit zu sparen. Die einen sind stolz, wenn sie viel aushalten und leisten – andere zerbrechen daran und werden krank. Als mir vor kurzem ein guter Freund in einem heilenden Beruf sagte: „Ich hatte einen Zusammenbruch und muss für längere Zeit in Behandlung“, war ich betroffen. Wo sind Grenzen?
Auf dem Weg zur Grenze rannte ich zur Fähre, die kurz darauf ablegte. Gehetzt und erschöpft eilte ich zu einem Bediensteten und wollte ein Ticket kaufen. Der erkannte meinen Zustand: „Keine Hektik. Bleiben sie entspannt. Gehen sie erst mal nach oben und setzen sich. Wir kommen dann schon.“ Dankbarkeit erfüllte mich. Seelsorge im Alltag.
Gehetzt eilen manche dem Fest entgegen. Und im neuen Jahr gibt es vielleicht manche Vorsätze, die Druck erzeugen.
Wir müssen Weihnachten nicht „machen“. Gott selbst hat sich uns geschenkt. Er ist schon da! Ein Geschenk macht Freude – nicht Stress. Eine schöne Skulptur entsteht, wenn dem Block etwas weggenommen wird. Darin besteht die Kunst! Weniger ist mehr!
Übrigens: Jene Fähre mit dem freundlichen Mitarbeiter heißt Tabor, die böhmische Partnerstadt von Konstanz und zugleich der Name des Berges, auf dem die Freunde Jesu seine Verklärung erlebten, also dem Himmlischen etwas näher waren.
Ich wünsche Ihnen von Herzen, Gott näher zu kommen – zum Fest seiner Geburt und im Neuen Jahr. Bleiben Sie entspannt. Wir sind beschenkt!
Thomas Seibert, Diplomtheologe
Bild: pixabay
P.S. Die Städte Konstanz und Tabor sind durch ein geschichtliches Ereignis verbunden. Auf dem Konstanzer Konzil (1414-1418) wurde der aus Tabor stammende Reformator Johannes Hus trotz Zusicherung freien Geleits 1415 als Ketzer verurteilt. Die Städtepartnerschaft und der damit verbundene Schiffsname als Beitrag zur Entspannung und Freundschaft.


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