Sie haben es gelesen: Wir haben für einige Monate einen Diakon-Praktikanten, Herr Martin Lehmann. Er wird nicht nur einfach Diakon, sondern sogar »Ständiger Diakon«. Was mir die Frage aufwarf: Was ist bitte ein »Ständiger Diakon«? Und gibt es auch nichtständige Diakone?
Fragen wir den, der es wissen muss: Martin Lehmann.
Was ist ein Ständiger Diakon?
Martin Lehmann: »Der Diakonat ist die erst Stufe des dreigliedrigen Weiheamtes der Kirche: Diakonenweihe, Priesterweihe und Bischofsweihe stellen die drei Stufen des Weihesakraments dar.
Alle Priester empfangen rund 1½ Jahre vor der Priesterweihe die Diakonenweihe.
Durch das II. Vatikanischen Konzil wurde der Ständige Diakonat wieder gestärkt. Ein Ständiger Diakon muss sich in seinem bisherigen Leben bewährt haben („viri probati“) und kann verheiratet sein. Unverheiratete Männer versprechen bei der Weihe die Ehelosigkeit um Christi Willen, und auch für verheiratete Männer ist eine Heirat nach der Weihe – z.B. nach dem Tod der Ehefrau – nicht möglich. Der Ständige Diakon kann seinen Dienst hauptberuflich oder mit Zivilberuf ausüben.«
Was sind die Aufgaben eines Diakons?
Martin Lehmann: »Die spezifische Aufgabe eines Diakons ist die Peripherie der Pfarrgemeinde. Das sind in den Augen der Menschen oft die unspektakulären Dienste, die jedoch für bedürftige Menschen und solche mit größerem Abstand zu Glaubensfragen und Kirche sehr entscheidend sein können. Den Hunger und Durst dieser Menschen nach Leben, Liebe, ihre Anliegen und Nöte trägt der Diakon zum Altar, wenn er bei der Eucharistiefeier assistiert.
Eine wichtige Aufgabe des Diakons ist die Verkündigung des Wortes Gottes in Evangelium und Predigt. Weiterhin kann ein Diakon die Taufe spenden, er assistiert dabei, wenn sich zwei Menschen das Sakrament der Ehe spenden, und segnet das Paar. Die seelsorgliche Begleitung der Menschen im Glauben ist eine Aufgabe des Diakons, die sich über das ganze Leben hin erstreckt. So zählt es auch zu seinen Aufgaben, Beerdigungen vorzustehen, die Trauernden zu trösten und zu segnen. Zudem dient der Diakon der Gemeinde und der Kirche im stellvertretenden Gebet – speziell dem täglichen Stundengebet, zu dem sich der Diakon bei der Weihe verpflichtet.«
Wie sieht die Ausbildung zum Ständigem Diakon aus?
Martin Lehmann: »Bis zur Weihe ist eine theologische Ausbildung zu absolvieren (in meinem Fall zwei Jahre Theologie im Fernkurs). Daran schließt sich eine vierjährige Ausbildung an.
Während das erste Kursjahr der Orientierung der Interessenten dient, gilt es im zweiten Jahr während des sogenannten „Caritas-Praktikums“ im sozialen Bereich Erfahrungen zu sammeln. Ich habe diesen Dienst in der Wärmestube für Obdachlose beim SKM Augsburg (Kath. Verband für soziale Dienste e.V., Anm. d. Red.) geleistet. Am Ende des zweiten Jahres steht die Übertragung der Dienste als Lektor und Akolyth (siehe Bild). Das dritte Jahr beginnt mit einem viermonatigen Praktikum in einer Nachbarpfarrei, das ich von Oktober bis Januar in der Pfarreiengemeinschaft Göggingen-Inningen absolviere. Das vierte Ausbildungsjahr beginnt mit der feierlichen Aufnahme unter die Weihekandidaten und sieht ein Praktikum in der Heimatpfarrei vor. Während dieser vier Jahre finden neben den Praktika regelmäßige Ausbildungseinheiten statt. Die Diakonenweihe für die Ständigen Diakone erfolgt dann jeweils Anfang Oktober im Dom zu Augsburg.«
Das schriftliche Interview führte für Sie: Joachim Schlosser.