Von den neuen Regeln zu Weihnachten wurden die Kirchen überrascht. Die Planung war eine andere. Das kann ich auch für mein Leben sagen.
In diesen Tagen wird viel über die Gestaltung des Festes gestritten. Glühwein geht nicht. Geschenke schon. Wohl dem, der sie noch besorgen konnte? Die Paketzusteller werden froh sein, wenn alles vorbei ist. Geschenke auspacken macht meistens Freude. Doch nicht jedes Paket im Leben bringt eine heitere Stimmung.
Lukas, der irgendwann zwischen 80 und 90 n. Chr. sein Evangelium verfasste, erzählt eine keineswegs liebliche Geschichte. Marias Lebensplan mit Josef wird völlig durchkreuzt.
„Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.“ (Lukas 1, 26-38)
Dinge geschehen, die wir so nicht wollen. Und trotzdem wird Gott an den tiefsten Punkten und in der längsten Nacht bei uns sein. Das führt zum eigentlichen Kern der Frohen Botschaft – und die ist nicht bequem. Wer sich, wie Maria, ganz auf Gott einlässt, kann schwere Lebenswege voll Vertrauen und ohne Furcht in einem neuen Licht gehen. Hier ist der wahre Grund christlicher Freude.
Wenn mein Leben überraschend durchkreuzt wird, kommt die Frage: Warum? Kann es sein, dass Gott dahintersteht?
Bild: Fra Angelico, gemeinfrei
Thomas Seibert