sollen die Dinge sein. Deswegen lernen Kinder in der Schule, wie man richtig schreibt und rechnet. Wenn es die Kleinen dann können, freuen sie sich über die guten Noten, die ihnen und den Eltern bescheinigen, etwas in einem bestimmten Maß zu beherrschen. Gelingt das nicht, gibt es schlechte Noten.
Erwachsene ticken im Grunde ähnlich. Wenn sie eine Aufgabe oder Vorgabe gut bearbeiten bzw. etwas beherrschen, gibt es Anerkennung. Je nach Beruf auch Bonuszahlungen. Das ist in Ordnung. Meistens.
In diesen Tagen erlebe ich, wie ein mir nahestehender Mensch seinen Kampf gegen eine Krankheit verliert. Einen Kampf verlieren, bedeutet Ohnmacht. In diesen Tagen erlebe ich, wie eine Gesellschaft einen Kampf gegen ein Virus kämpft, das sich nicht beherrschen lässt. Ohnmacht trotz aller Maßnahmen.
Aufgeben und resignieren ist keine gute Idee. Andererseits: Die Erwartung, etwas völlig zu beherrschen, stößt an Grenzen. Das erzeugt Frust, Aggression und Spaltung.
Die Frage nach der Macht behandelt der Evangelist Johannes in folgender Szene:
„In jener Zeit fragte Pilatus Jesus: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt? Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier. Da sagte Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme“ (Joh 18, 33b–37).
Gottes Herrschaft ist stärker als alle Mächte dieser Welt. Und stärker als der Tod. Jesus sagt: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ Die Macht Jesu zeigt sich nicht im Kampf, sondern in seiner Ohnmacht.
Was bedeutet das für uns? Sich machtvoll für gute Lösungen einsetzen! Aber wo sich Grenzen auftun, ist es sinnvoll, diese anzuerkennen und nicht zu verzweifeln oder bissig zu werden. Der amerikanische Theologe und Philosoph Reinhold Niebuhr (1892-1971) sagt es so:
„Herr, gib mir die Kraft, Dinge zu ändern, die ich ändern kann; die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.“
Thomas Seibert
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