Ein wolkenverhangener Himmel kann aufs Gemüt drücken. Im Leben geraten wir schnell und überraschend in Situationen, die wir so nicht wollen. Ich bewundere Menschen, die trotz Niederlagen immer wieder aufstehen und mit neuem Mut zuversichtlich ihr Leben gestalten. In moderner und salopper Sprechweise: „Einfach kann jeder.“
Die Kunst besteht darin, sich nicht von den Widrigkeiten vereinnahmen zu lassen und den Blick zu verengen. Enge macht Angst. Eine offene Sichtweise kann befreien. Womöglich erweist sich etwas ganz Unscheinbares als Beginn eines neuen und sinnerfüllten Lebensabschnitts.
Der jüdische in Wien geborene Philosoph Martin Buber (1878 – 1965) formulierte den bedenkenswerten Satz: „Erfolg ist keiner der Namen Gottes.“ Dahinter steht die bittere Geschichte seines Volkes im Dritten Reich und die Erkenntnis, dass menschliches Bemühen oft nicht das gewünschte Ergebnis hervorbringt. Genau dann darf ich vertrauen, dass Gott ganz nahe ist und neue Wege zeigt. „Wo sich eine Türe schließt, öffnet sich eine andere.“ (Molière, französischer Dramatiker, 1622 – 1673)
Der Evangelist Markus blickt auf ein großes Scheitern: Die Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer im Jahr 70. In seinem ersten Kapitel malt er mit Worten ein großartiges und hoffnungsvolles Bild:
„In jener Zeit trat Johannes in der Wüste auf und verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen. In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen.
Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ (Kap 1,7-11)
Ein Bild, das für mein Leben bedeutsam sein kann!
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Thomas Seibert