seine eigene Meinung zu sagen, kann Ärger erzeugen. Schnell ist ein Satz über die Lippen. Manches Wort wirkt wie ein Zündfunke an einer offenen Gasflasche. Letztes Jahr hatte ich beim Grillen diesbezüglich ein überraschendes Erlebnis. Die Flamme über unserem Gas-Grill war durchaus imposant. Zum Glück hatte ich ausreichend Abstand – das große Gebot unserer Tage.
Da wir uns dem Pfingstfest nähern, möchte ich auch positiv auf die kraftvolle Wirkung des Feuers hinweisen. Da ist von Feuerzungen die Rede, die mit dem Heiligen Geist zu tun haben. Und im Alten Testament hatte Mose beim brennenden Dornbusch eine Gotteserfahrung von entscheidender Bedeutung.
Unsere Vorfahren kannten die angenehme Erfahrung, in geselliger Runde am großen Lagerfeuer ein saftiges Stück Fleisch zu braten. Gemeinschaft, Wärme und Geborgenheit. Damit komme ich wieder zu unserem Grill zurück, der für die Familie in diesen beschränkten Zeiten eine gemeinschaftsstiftende Funktion ausüben soll. Weil es der Papa im letzten Jahr einige Male verbockt hat und der Gedanke an die schöne Flamme meine Frau immer noch in Sorge bringt, wurde unser Sohn mit dem Amt des Grillmeisters beauftragt.
Von Gemeinschaft und freimütiger Rede handelt der folgende Text der Apostelgeschichte:
„In jenen Tagen, als Saulus nach Jerusalem kam, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen. Aber alle fürchteten sich vor ihm, weil sie nicht glaubten, dass er ein Jünger war. Bárnabas jedoch nahm sich seiner an und brachte ihn zu den Aposteln. Er berichtete ihnen, wie Saulus auf dem Weg den Herrn gesehen habe und dass dieser zu ihm gesprochen habe und wie er in Damáskus freimütig im Namen Jesu aufgetreten sei. So ging er bei ihnen in Jerusalem ein und aus, trat freimütig im Namen des Herrn auf und führte auch Streitgespräche mit den Hellenísten. Diese aber planten, ihn zu töten. Als die Brüder das erkannten, brachten sie ihn nach Cäsaréa hinab und schickten ihn von dort nach Tarsus. Die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samárien hatte nun Frieden; sie wurde gefestigt und lebte in der Furcht des Herrn. Und sie wuchs durch die Hilfe des Heiligen Geistes.“ (9, 26–31)
Salopp gesagt, lässt der Text erahnen, dass es mit Saulus, dem späteren Paulus, nicht so einfach war. Seine Freimütigkeit wird zweimal betont. Eine gewisse Lust am Streiten schien er schon zu haben. Wir alle kennen solche Menschen. Oft sind wir dankbar, wenn sie wieder weg sind. Das dachte sich die junge Kirche ebenfalls und so wurde der unbequeme Mann kurzerhand verschifft – in eine Stadt im Gebiet der heutigen Türkei. Abstand kann heilsam sein – damals wie heute. Als er weg war, hatten sie Frieden.
Noch ein Wort zum historischen Hintergrund: Zur ursprünglichen Gemeinde der Hebräer waren die sogenannten Hellenisten hinzugekommen. Das waren sozial besser gestellte Judenchristen, die griechisch sprachen und vermutlich nicht wenig zur gemeinsamen Kasse beitrugen. Die soziale Versorgung der Armen führte vermutlich zu Spannungen. Ebenso die gegenwärtigen Debatten über das Verteilen von Lasten und über die freie Rede. Es ist eine hohe Kunst, je nach Situation die passenden Worte zu finden und zu wissen, wann Schweigen oder Provozieren nötig ist.
Beachtenswert erscheint, dass Gottes Geist beide begleitete! Den späteren durchaus streitbaren Völkerapostel Paulus auf seinen Missionsreisen und die junge Kirche in der Heimat Jesu. „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.“ (Papst Benedikt XVI.)
Übrigens: Die Rindernackensteaks meines Sohnes schmeckten neulich vorzüglich. Gutes Essen kann zum Frieden beitragen.
Thomas Seibert
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