stehe ich auf dem Balkon. Es ist kalt, trüb. Nebelschwaden hängen über der Stadt. Die Ulrichs-Basilika ist nicht mehr zu sehen, der Hotelturm nur noch bis zur halben Höhe. Ich beobachte eine traurige Wolke, die nach Süden zieht. Bald wird sie unser Haus und mich erreicht haben. Ich nehme einen Zug am Zigarillo, die Glut leuchtet kurz auf. Wie ein Funke Hoffnung, der für eine kleine Weile aufleuchtet. Die Glut lässt nach – ich schaue dem Rauch hinterher, der sich schnell im Dunkel verliert.
Dieses Jahr war nicht so einfach. Es hat sich einiges ergeben – nicht alles zum Besten. Manches war auch schön. Danke! Danke Dir – großer und guter Gott!
Ein lieber Mensch in der Familie kämpft gegen eine böse Krankheit. Sein Weg ist dunkel und schwer.
Inzwischen hat die traurige Wolke den Balkon erreicht. Viel sehen kann ich nun nicht mehr.
Mein Blick geht nach oben. Die trübe Himmelsdecke ist ein wenig aufgerissen – ein Stern zeigt sich. Hell und klar. Er erreicht mein Herz. Die Lücke schließt sich wieder, das Dunkel kehrt zurück. Aber: Der helle Funke wohnt jetzt in meinem Inneren.
Ganz zart beginnt eine Hoffnung. „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht“ (Václav Havel).
Advent. Erwartung. Ein Licht, das bleibt – für immer!
Thomas Seibert, Diplomtheologe
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