Mach’s wie Gott …
so beginnt, liebe Leserin, lieber Leser ein Satz, der gern zu Weihnachten ausgesprochen wird. Sie wissen bereits, wie die nächsten Worte lauten. Wir dürfen uns immer wieder daran erinnern, dass Gott Mensch wurde und alles Menschliche mit uns teilt. Deshalb dürfen wir unsere menschliche Natur annehmen und brauchen uns unserer Menschlichkeit nicht schämen. Wir brauchen für unser Leben keinen Perfektionismus und keine ständige Steigerung unserer Leistungen. Während ich das so schreibe, spüre ich aber auch, wie schwer es bisweilen fällt, die Menschen in eben dieser Unvollkommenheit anzunehmen. Und was ist mit denen, die sich gar nicht wohl fühlen, in ihrem Menschsein, die sich selbst nicht mögen und annehmen können. Gründe dafür gibt es viele und es nutzt wenig, mit noch mehr Appellen den Menschen zu dieser Leistung (!?) aufzufordern.
Ich möchte Ihnen jedoch noch eine andere Satzergänzung anbieten. Wenn wir an Weihnachten den Gott feiern, der Mensch wurde, dann sehen wir auch einen Gott, der nach den Menschen schaut. In manchem Prophetenbuch finden sich solche Ansagen. Gott selbst schaut nach seinem Volk, weil es die dazu berufenen Amtsträger nicht schaffen oder so schaffen, wie es Gott sich vorstellt. Gott schaut in Jesus Christus nach seiner Menschheit. Und wir sehen an ihm, wie er den Menschen begegnet und Gott für jede und jeden erfahrbar macht. Die Trauernden tröstet er, die Kleinen macht der groß, den Verzweifelten schenkt er Mut, den Ausgegrenzten schenkt er Nähe und Freundschaft. So ist Gott, wenn er sich auf den Weg zu den Menschen macht. Und nicht zu vergessen: die Sünder entlastet er. So einen Gott sehen wir, wenn wir die Jesusgeschichte in den Evangelien lesen. Ich bin froh, dass Gott nach mir schaut (und natürlich auch dankbar für alle Menschen, die nach mir schauen und gerade auch meine Menschlichkeit aushalten). Gerade in diesen Zeiten kann es sehr heilsam sein, wenn wir durch alle Weihnachtsdekoration hindurch unsere Mitmenschen in den Blick nehmen und so in die Welt tragen, weswegen wir Weihnachten feiern: Mach’s wie Gott – schau nach den Menschen.
Ich wünsche Ihnen gesegnete Tage im Advent und ein von weihnachtlicher Freude erfülltes Fest der Geburt Jesu. Ihr Nikolaus Wurzer M.A., Pfarrer