Wir Lehrer saßen in der Pause auf der Bank vor dem Schulgebäude und machten gemütlich Brotzeit. Etwas störend war nur der Streit zweier Schüler, der in eine Schlägerei überging. Wir schauten geduldig zu. Auf einen Fausthieb mit heftiger Wucht folgte ein Schmerzenzschrei. Da rief der Schulleiter zu einem der beiden Kontrahenten: „Schorschi, nicht so fest!“ Die beiden Geplagten schauten kurz zu uns und machten weiter. Das war 1990. Heute wird das anders geregelt…
Interessant ist, was die Bibel von Jakob berichtet, der voller Angst auf der Flucht vor dem Zorn seines Bruders Esau war. Alles ihm Wichtige hatte er nachts bereits ans andere Ufer des Jabbok geschafft. „Als er allein zurückgeblieben war, rang mit ihm ein Mann, bis die Morgenröte aufstieg. Als der Mann sah, dass er ihn nicht besiegen konnte, berührte er sein Hüftgelenk. Jakobs Hüftgelenk renkte sich aus, als er mit ihm rang. Er sagte: Lass mich los; denn die Morgenröte ist aufgestiegen. Er entgegnete: Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest. Er fragte ihn: Wie ist dein Name? Jakob, antwortete er. Er sagte: Nicht mehr Jakob wird man dich nennen, sondern Israel – Gottesstreiter – ; denn mit Gott und Menschen hast du gestritten und gesiegt. Nun fragte Jakob: Nenne mir doch deinen Namen! Er entgegnete: Was fragst du mich nach meinem Namen? Dann segnete er ihn dort. Jakob gab dem Ort den Namen Peniël – Gottes Angesicht – und sagte: Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und bin doch mit dem Leben davongekommen“ (Genesis 32,23ff).
Streit schmerzt. Doch oft führt er zu Klärung und neuer Erkenntnis. Es gibt auch ein Streiten und Ringen mit Gott. Die dunklen Nächte unseres Lebens können eine Zeit göttlicher Gegenwart sein – erfüllt mit Segen.
Die beiden Schüler haben ihren Streit zu Ende ausgetragen.
Thomas Seibert
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