Er tat mir schon leid, weil er sich so mit diesen mathematischen Gleichungen abgemüht hatte. Umso größer war die Enttäuschung, als er dann das Ergebnis seines Lernens in den Händen hielt. Rechts unten stand eine große, rote und sehr schwungvoll geschriebene „Fünf“. Sie hätte die Ziffer gerne etwas dezenter aufs Papier bringen können, dachte ich mir. Eine Kinderseele kann empfindsam sein.
Andererseits ist Schule ein Ort, der aufs Leben vorbereiten soll. Und das ist nicht immer gnädig zu uns. Enttäuschungen gehören zu unserem Dasein – das kann ich bestätigen. Leider.
Als damals die Fischer eine ganze Nacht auf dem See Gennésaret gearbeitet haben, ohne einen Fang zu machen, war ihre Stimmung auf einem Tiefpunkt. Da sagte Jesus zu Simon: „Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen.“
Sich hinaus wagen ins Weite und Tiefe – was kann das sein? Neue Aufgaben im Beruf, eine familiäre Veränderung, mit einer Krankheit leben lernen, der Übergang in die andere Welt – wer weiß? Viele Stimmen werden sich melden, von außen und von innen. Schnell herrscht Verwirrung. Was tun? – Auf die eine Stimme hören, die es gut mit uns meint: „Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach (Lukas 5,1-11).“
Es ist gut, auf Gott zu vertrauen. Das überzeugt. Denn: Die große Gleichung des Lebens kann nur ER auflösen.
Thomas Seibert, Diplomtheologe
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