Da ist dieses Bild, das junge russische Soldaten neben ihrem im Schlamm festgefahrenen Rad-Panzer zeigt. Mit einer Eisenstange bemühen sie sich, das schwere Gefährt aus der misslichen Lage zu befreien. Sie wirken hilflos. Vermutlich ist es derzeit besser, wenn es nicht gelingt. Eine Schülerin, deren Familie aus Russland stammt, erzählte mir von einem ihrer Verwandten, der mit 18 Jahren zu jener „Militärübung“ abkommandiert wurde, die nun die Welt in Atem hält.
Ich denke an den alten Mann, der mir von seiner Jugend bei der Wehrmacht berichtete. Berührt hat mich seine Schilderung von einem Stellungskampf um einen Berg. Es gab eine Wasserquelle, zu der Russen und Deutsche gehen mussten. Zunächst sehr ängstlich, doch allmählich immer vertrauter, weil jeder auf die Vernunft und die Mitmenschlichkeit des anderen hoffte. Dann kam es sogar soweit, dass man sich auf bestimmte Uhrzeiten für den gegenseitigen Beschuss einigte. Auf beiden Seiten konnten die Soldaten genau dann in Deckung gehen. Als nach einigen Tagen die Munition verbraucht war, zogen sie ab. Die Gebete der Soldaten und ihrer Mütter wurden erhört.
Festgefahren ist die Lage in der Welt. Festgefahren kann auch mein Leben sein. In der Augsburger Kirche St. Peter am Perlach haben Menschen beim Bild der Mutter Gottes als Knotenlöserin Hilfe und Beistand gesucht. Der Kanoniker Hieronymus Ambrosius Langenmantel ließ um 1700 dieses Bild malen zum Dank, weil die Ehekrise seines Großvaters einen guten Ausgang gefunden hatte. Nach einer intensiven Zeit des Gebets zu Maria glättete sich das verknotete Eheband und hielt bis zum Lebensende.
„Heilige Maria, Mutter Gottes und Jungfrau voll der Gnade, du bist die Knotenlöserin! Mit deinen gütigen Händen nimmst du die Hindernisse weg, die wie Knoten auf unserem Weg sind. In deinen Händen werden sie zu einem geraden Band, zu einem Weg der Liebe Gottes. Heilige Jungfrau und Mutter, löse die Knoten, die wir selber durch unseren Eigenwillen zugezogen haben, und auch die Knoten, denen wir unerwartet begegnen. Vor allem aber, löse die Knoten des Unglaubens. O Maria, Mutter des Glaubens, lehre uns, Gott in allem zu vertrauen, nimm unsere Hände und mache sie fügsam und kraftvoll, damit deine Hände durch unsere Hände Friede, Trost und Hilfe bringen. Amen.“ (Novene, Papst Franziskus)
So bete ich, dass sich die Knoten unserer Zeit und die in meinem Leben lösen. Ich bin nüchtern genug, um zu wissen, dass manches festgefahren bleibt. Aber: Gottes Gegenwart kann überall sein.
Bild: Maria Knotenlöserin, um 1700, Augsburg
Marco Meier meint
Ein sehr schöner Impuls. Vielen Dank!