Vor kurzem ist wieder die Heizung ausgefallen. Der Kessel ist defekt. Wenn die Heizkörper nachts starke glucksende Geräusche machen, kann meine Frau nicht schlafen – ich schon. Das führt regelmäßig zu Unzufriedenheit bei ihr. Die Kälte in der Wohnung tagsüber hingegen kann sie mit dicken Decken relativ gut aushalten – ich aber nicht, was meinerseits zu Unzufriedenheit führt. Das Schöne einer Ehe ist, dass sich beide im Wechselspiel ergänzen, was Vor- und Nachteile hat. Was den Schlaf angeht, genieße ich meinen Vorteil.
Schlaf ist wichtig. Der Körper kommt zur Ruhe, aber das Gehirn ist weiter aktiv. Es verarbeitet Geschehnisse vom Tag und aus der Vergangenheit und unterscheidet Unwichtiges von Wichtigem. Deswegen wachen wir manchmal morgens auf und haben eine Lösung für ein Problem, das zuvor unlösbar schien.
Rund 20 bis 30 Prozent der Menschen in westlichen Industrieländern leiden unter Schlafmangel. Der stört oben beschriebene Abläufe und führt zu Konzentrationsschwäche, Abgeschlagenheit, Nervosität, Angst, Depression und anderen Krankheiten.
Was tun? Wir können darauf achten, Äußeres zu verändern, z.B. Alkohol, Koffein, Medikamente, ungünstige Arbeitszeiten, Lichteinflüsse und Stress besser zu kontrollieren und ins Maß zu bringen – was eine eigene Herausforderung ist.
Und: Wir können unsere innere Haltung verändern. Als Jesus mit seinen Jüngern in einen Seesturm gerät und das Boot voll Wasser läuft, bekommen diese Panik. „Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief.“ (Markus 4,38). In Zeiten der Not ist es gut, einfach zu vertrauen. Das Wasser kommt wieder zur Ruhe, ebenso mancher Sturm des Lebens.
Vor dem Einschlafen können Rituale helfen. Im Nachtgebet können wir alle Sorgen Gott überlassen und so in Gelassenheit zur Ruhe kommen.
Ein letzter Tipp: „Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und euch spät erst niedersetzt, um das Brot der Mühsal zu essen. Denn der Herr gibt es den Seinen im Schlaf“ (Psalm 127,2).
Die Heizung gluckst. Meine Frau schläft. Ich friere.
Thomas Seibert, Diplomtheologe
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