dachte ich mir, als mein treues und in der Regel zuverlässiges Gefährt sich plötzlich sehr bockig zeigte. Die Ursache war mir klar: Ein defekter Leerlaufdrehzahl-Stabilisationsschalter hatte seinen Dienst quittiert – was ich dem freundlichen Mechaniker als Vermutung mitteilte. Doch dieser, ebenfalls bockig, beharrte darauf, dass die Ursache eine andere sei. Und so wurden zahlreiche Arbeiten am Motor durchgeführt. Leider war das Ganze elend teuer und ich musste in jenem Monat wegen meiner verknappten Geldmittel auf einige Biergartenbesuche verzichten. Meine Stimmung war entsprechend mies. In jenen Tagen schmückte sich der Hersteller meines Fahrzeuges bei seiner Werbung mit einem Song von Louis Armstrong: „What a wonderful world“ – der volle Kontrast zu der von mir erlebten Wirklichkeit.
„Ich sehe Bäume in grün / Auch rote Rosen / Ich sehe sie blühen / Für mich und dich / Und ich denke mir / Was für eine wundervolle Welt / Ich sehe den Himmel in blau / Und Wolken in weiß / Den leuchtenden, seligen Tag / Die dunkle, heilige Nacht / Und ich denke mir / Was für eine wundervolle Welt / Die Farben des Regenbogens / So hübsch im Himmel / Sind auch auf den Gesichtern / Der vorbeigehenden Leute / Ich sehe Freunde, handschüttelnd / Die sagen: „Guten Tag!“/ Sie sagen wirklich /„Ich liebe dich“/ … Ja, ich denke mir / Was für eine wundervolle Welt.”
Der Song wurde 1967 veröffentlicht – als gezielter Kontrast zu den Unruhen der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und dem tobenden Vietnamkrieg. Das Lied liest sich wie die Vision einer besseren Welt und wurde 1968 ein Welthit und Platz 1 der britischen Hitparade. Die Kriege gingen weiter – 1999 gelangte es in die Grammy Hall of Fame. Nach dem schrecklichen Terroranschlag am 11. September 2001 wurde es von einigen Radiosendern nicht mehr gespielt, weil der Kontrast zur Wirklichkeit unpassend schien.
Ein berühmter Text aus der Offenbarung des Johannes (21,1-5) liest sich in unseren Tagen ebenfalls wie ein Gegensatz zur traurigen Wirklichkeit.
„Ich, Johannes, sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu.“
Die Welt ist leider eine gebrochene und unvollkommene. Und trotzdem: Es gibt sie – die schönen und glücklichen Augenblicke, die wie ein kleines Fenster den Blick auf eine andere, bessere, ja vollkommene Welt erlauben.
Der eingangs benannte Autobauer ging fast pleite und ist heute Teil des weltweit agierenden Konzerns Stellantis – ein lateinisches Wort, das sich an den berühmten römischen Dichter Vergil (70 – 19 v. Chr.) anlehnt, der vom Beginn des goldenen Zeitalters glänzender Sterne sprach. Die Vision einer besseren Welt ist Grund unserer Hoffnung!
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