Neulich musste ich schmunzeln – obwohl das Gesprächsthema sehr ernst war. Eine Politikerin war in der Zange einer hartnäckigen Journalistin. Normalerweise gelingt es ihr, langatmige Reden, die eine Frage eher umkreisen als beantworten, zu unterbrechen und zum Kern zurückzukehren. Doch diesmal kam die Journalistin damit nicht durch. Denn ihr Gegenüber hat sie einfach ohne Punkt und Komma „zugetextet“. Und zwar so lange und stets freundlich, bis die Sendezeit vorbei war. Am Schluss die Journalistin mit einem gequälten Lächeln: „Danke für das Interview.“
Mein Sohn spricht in der Schule von sogenannten „Laberfächern“. Das sind Fächer, in denen es darauf ankommt, einfach viel zu reden. Nach dem Motto: Irgendwas von dem Gesagten wird schon stimmen. Irgendwas passt ja meistens.
Wir alle kennen das Unbehagen, wenn jemand spricht, ohne viel zu sagen; also „labert“. Deswegen: Es ist eine Gabe, schnell auf den Punkt zu kommen und das Entscheidende in knappen Sätzen zu formulieren.
So eine Person ist der Verfasser des Ersten Briefes an Timotheus, ein treuer Begleiter des Apostels Paulus. Er hat eine zerstrittene Gemeinde vor Augen und gibt sehr konkrete Hinweise, wie das Christsein gelingen kann:
„Du, ein Mann Gottes, strebe nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut!
Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast!
Ich gebiete dir bei Gott, von dem alles Leben kommt, und bei Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis abgelegt hat und als Zeuge dafür eingetreten ist: Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel, bis zum Erscheinen Jesu Christi, unseres Herrn, das zur vorherbestimmten Zeit herbeiführen wird der selige und einzige Herrscher, der König der Könige und Herr der Herren, der allein die Unsterblichkeit besitzt, der in unzugänglichem Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag: Ihm gebührt Ehre und ewige Macht. Amen“ (1 Tim 6, 11–16).
Christsein in unserer Zeit ist eine Herausforderung. Da ist ein echtes Zeugnis gefordert! Es geht nicht darum, sich herum zu winden, sondern klar und entschieden sich für das Gute Gottes einzusetzen.
Thomas Seibert, Diplomtheologe
Bild: Christus Pantokrator, Katharinenkloster, Sinai, Ägypten