Das Frühstück im Hotel muss extra hinzugebucht werden und kostet 19 € pro Person. Bei drei Personen sind es 57 €. Mir genügt morgens ein Kaffee und eine Semmel mit etwas Butter und Marmelade – bei meiner Frau ist es ähnlich, beim Sohn nicht. Ganz ohne Frühstück soll aber der Tag nicht beginnen und so bezahlen wir etwas widerwillig die hohe Summe und finden uns in einer Gemeinschaft von scheinbar Ausgehungerten inmitten eines reich bestückten Buffets. Es gibt so viele Dinge in zahllosen Schälchen, Töpfchen und anderen ansprechend gestalteten Behältnissen – die Qual der Wahl. Diese führt dazu, dass viele Personen sehr bewusst und langsam überlegen, was sie auf ihren Teller laden sollen. Ich warte geduldig. Die Semmel habe ich schon – die Butter ist jedoch einer anderen kulinarischen Erlebniswelt zugeordnet und ganz woanders ist die Marmelade. Den Kaffee zu holen, ist ein eigenes Abenteuer. Klar – es ist Ferienzeit und mein kleines Deputat mit ein paar Religionsstunden, die ich gern halte, sorgt für die sogenannte „Schulbindung“. Ich raune zu meiner Frau: „Hast du Schule an der Backe, ist der Urlaub …“
Mein Blick richtet sich auf die vielen überladenen Teller – vor allem beim Sohn. „Papa – dafür zahlen wir doch!“ Er hat Recht. Darum habe ich in mehreren Gängen meinen Teller gut nachgeladen: „Lieber den Magen verrenken, als dem Wirt etwas schenken.“
Ich denke an einen provozierenden Satz der heiligen Teresa von Ávila (1515 – 1582): „Sólo Dios basta“ – „Gott allein genügt.“ Was bedeutet das für meinen Lebensstil?
Teresa hatte den Orden der Karmelitinnen in Spanien grundlegend reformiert und war eine große Mystikerin – also eine begnadete Person, die uns dem Geheimnis Gottes näher führt. Mystik erschöpft sich aber nicht nur im versunkenen Gebet, sondern hat Bezug zu unserer Lebenswelt: „Wenn euch der Gehorsam viele äußere Verpflichtungen auferlegt, etwa in der Küche, so sollt ihr wissen: auch zwischen den Kochtöpfen wandelt der Herr.“ Man könnte salopp sagen: Auch im banalen Alltag mit seinen Zwängen ist Gott gegenwärtig.
Den Teller des Lebens voll aufladen, ist eine Möglichkeit. Teresa könnte ergänzen: „Wer Gott hat – dem mangelt es an nichts.“
Thomas Seibert, Diplomtheologe
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