Auf unserem Balkon steht ein großer Grill, den meine beiden Söhne gern mögen. Wenn das Fett auf dem Rost verbrennt oder das Fleisch etwas anschmort, entstehen Düfte, die nicht jeden erfreuen.
In diesem Zusammenhang ist interessant, was das Alte Testament in der Geschichte von Noah erzählt. Die Menschheit war böse und Gottes erste Schöpfungs- und Friedensordnung leider gescheitert. In dieser ersten Ordnung, die Gott gut fand, war für den Menschen nur pflanzliche Nahrung vorgesehen – eine friedliche Welt ohne Gewalt und ohne Töten von Tieren (Genesis 1,29). Dann kamen der Sündenfall und die Bosheit der Menschen. Das fand Gott nicht mehr gut und ließ den Wasserspiegel ansteigen. Nur der gerechte Noah wurde von der Flut verschont. In der Arche konnte er mit seiner Familie und den Tieren überleben. Nach erfolgter Rettung baute Noah einen Dankaltar, nahm von den Tieren und brachte auf dem Altar Brandopfer dar – man könnte auch sagen: Er hat sie gegrillt. „Der Herr roch den beruhigenden Duft, und der Herr sprach bei sich: Ich will die Erde wegen des Menschen nicht noch einmal verfluchen…“ (8,21). Ob dieser beruhigende Duft ein Freibrief fürs Grillen ist, weiß ich nicht. Aber: Gott hat gelernt, dass Menschen nicht perfekt sind und erlaubt ihnen den Verzehr von Tieren: „Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen“ (9,3). Das Interessante dabei:
Gott verändert seine Ordnung – er passt sie an und lässt dem Menschen seine Freiheit. Freiheit ist gut – hat aber immer Grenzen. Im Blick auf das Töten: „Von jedem Tier fordere ich Rechenschaft und vom Menschen“ (9,5). Also: Gott will einen verantwortungsvollen Lebensstil, der Freiheit und Grenzen in Einklang bringt.
Nachwort: Unser gewohntes Bild von Gott ist geprägt von der griechischen Denkschule. Er gilt als allmächtig und allwissend – das passt schwer zu einem lernenden und sich verändernden Gott. Für mich persönlich ist das ein Ansporn, auch mit zunehmenden Lebensjahren das Lernen niemals aufzugeben. Neulich lernte ich, dass vegane Würste auf dem Grill auch ganz gut schmecken.
Thomas Seibert, Diplomtheologe
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