Die meisten kennen die unruhige Zeit kurz vor der Abfahrt in den Urlaub. Wichtig ist, dass die Wohnung in einem ordentlichen Zustand hinterlassen wird. Denn am Tag der Rückkehr ist ein schönes Zuhause hilfreich, um sich daran zu erfreuen und den Übergang in den Alltag zu erleichtern. Etwas anders verhält sich die Situation, wenn der Sohn derweil die „sturmfreie Bude“ für seine Zwecke nutzt. Wir wollten von ihm diesbezüglich nichts Genaueres wissen. Das ist auch gut so. Ein Aspekt dabei ist das Vertrauen zu unserem Sohn – ein anderer die Sache mit dem Geheimnis, wovon bereits das Alte Testament im Schöpfungshymnus (Genesis, Kap 3) berichtet: Gott hat sich den Baum der Erkenntnis auserbeten. Eva und Adam wollen Gott sein Geheimnis nicht lassen, sie essen von der „verbotenen Frucht“ und verlieren dadurch den paradiesischen Zustand des göttlichen Vertrauens. Kurzum: Es ist sinnvoll, die Kostbarkeit eines Geheimnisses zu bewahren. Nicht wenige Eheleute sind am gegenseitigen Misstrauen gescheitert.
Zurück zu unserem Urlaub: In der gebotenen Zeit hatte ich es geschafft, punktgenau um 18:00 Uhr vor dem Hotel am See anzukommen und danach mit meiner lieben Frau auf der Außenterrasse den köstlichen und ebenfalls punktgenau zubereiteten Fisch – sie einen Zander, ich einen Saibling – zu genießen. Es waren ein paar schöne Tage. Aber: Jeder Urlaub geht zu Ende, und schon während der Heimfahrt rückte das Thema mit der Ordnung wieder ins Bewusstsein. Wir kamen an – es war weitgehend aufgeräumt. Als wir jedoch in der Putzkammer den riesigen Wäscheberg sahen, waren wir überrascht. Wie kann ein Mensch in fünf Tagen so viel Wäsche verbrauchen? Ich musste spontan an eine evangelische Pfarrerin denken, die mich in der Schule nach einem Symbol der Ewigkeit fragte: Im Blick auf meine Familie und die Kinder sagte ich: „Die Waschmaschine – sie läuft fast immer. Die ewige Wäsche.“
Die „Reinheit“ wäre ein mögliches theologisches Thema – ich möchte mich aber hier dem Thema „Ordnung“ annähern, obwohl beides zusammenhängt.
Derzeit ist oft von der „Transformation der Gesellschaft“ die Rede. Ziel ist der Umbau unserer gesellschaftlichen Ordnung: bunt und vielfältig, offen und CO2-neutral, um das Klimaziel zu erreichen – so lautet das Programm.
Der Evangelist Markus spricht im Neuen Testament in sehr knappen und prägnanten Worten ebenfalls von einer neuen Ordnung bzw. einem neuen Programm:
„Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Kap 1, 14f).
Evangelium meint die Frohe Botschaft Gottes von einer neuen Lebensordnung. Es geht um eine Einladung zum Glauben und zum Vertrauen auf die in Jesus Christus geschenkte Nähe Gottes, der in Jesus Christus sein menschliches Antlitz gezeigt hat. Das Evangelium ist eine Botschaft, die aufrührt, Unruhe stiftet, Bewegung schafft und am Ende reich beschenkt (vgl. Josef Ernst, Markus entdecken, Stuttgart 1996, S. 17).
Ein weiterer Gedanke: „Kehrt um“ (μετανοεῖτε/metanoiete) lässt sich im Griechischen auch übersetzen mit: „seine Meinung ändern“. Neues Denken!
- Wo lebe ich in alten Gewohnheiten?
- Was will ich in meinem Leben verändern?
Die eigene Meinung zu überdenken und die Dinge in einem neuen Licht anzuschauen, sind die ersten Schritte, um das eigene Verhalten zu verändern. Der Evangelist Markus gibt einen wichtigen Hinweis, wann und wo dies geschehen kann: Denn der Ruf Jesu erfolgt jetzt mitten im Alltag!
„Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihre Netze auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach“ (Kap 1,16-18).
Die Wäsche ist gewaschen, mit dem Sohn haben wir das eine oder andere für eine neue Ordnung in der Familie geklärt. Und der Fisch im Urlaub war ein Genuss.
Thomas Seibert, Diplomtheologe
Bild: Traunsee, Pixabay