ist keine gute Sache. Ständige Unruhe führt zur Erschöpfung und innerer Leere. Das dachte ich mir, als ich vor einiger Zeit nach einem sehr langen und mühsamen Tag abends nach Hause kam und noch Hunger verspürte. Der Blick in das Innere meines nächtlichen Freundes, der Kühlschrank, war ernüchternd – mein Sohn hatte vor mir scheinbar die gleiche Idee. Also öffnete ich eine bestimmte andere Schranktüre und griff ganz nach hinten zu einer dort von mir vor der Familie versteckten Notfall-Konservendose. Meine Erwartung eines genüsslichen Hühner-Reis-Eintopfs wurde jedoch durch die Erkenntnis getrübt, dass mein Versteck nicht mehr geheim war. Da war nur noch eine Büchse mit Tomatencreme-Suppe, die ich dann öffnete und eher lustlos in der nächtlichen Küche allein löffelte.
Vielleicht kennen Sie jenen antiken Mythos, der ebenfalls von einer Büchse handelt. Es geht um die berühmte „Büchse der Pandora“ – eine bezaubernd hübsche junge Frau, die optisch und sinnlich mit allen guten Gaben der Götter ausgestattet war, und einer schönen Sprache. Denn „Pandora“ heißt auf Griechisch „Die von allen Beschenkte“ oder „Die mit allem Beschenkte“. Der Göttervater Zeus hatte sich zuvor über Prometheus, der ihm das Feuer gestohlen hatte, massiv geärgert. Aus Rache hatte er jene bezaubernde Pandora geschaffen und ihr ein Vorratsgefäß gegeben, gefüllt mit allen Übeln dieser Welt: Laster, Untugenden, Mühen und Krankheiten. Vielleicht war die strukturelle Hektik auch dabei. Beim Öffnen und Verzehren meiner öden Tomatendose dachte ich daran. Zurück zur Pandora. Beachtenswert ist, dass sich auch die „Hoffnung“ in jener legendären Büchse befand, warum auch immer! Prometheus, der Feuerdieb war leider so unklug, die Schöne zu heiraten. Sich allein von seinen Gefühlen leiten zu lassen, ist manchmal keine gute Idee. Den Rest kann man sich denken. Sie öffnete die Büchse, im Gegensatz zu mir wohl ohne Dosenöffner, und alles Schlechte kam in die Welt. Doch bevor die Hoffnung entweichen konnte, wurde die Büchse wieder verschlossen – das hätte ich mit der unglücklichen Tomatendose ebenfalls gern getan.
Warum war die Hoffnung in dem Gefäß des Übels (Tomatendose)? Die einen sagen, weil die Hoffnung als lähmende Illusion missverstanden werden kann, die davon abhält, sich real für das Gute einzusetzen. Eine andere Deutung spricht von der tröstenden Kraft der Hoffnung, die Zeus den Übeln beigefügt hat.
Parallelen zum biblischen Schöpfungsmythos sind erkennbar. Beide Male geht es um die Frage nach dem Ursprung des Bösen.
Meine nächtliche 0,5 Liter-Tomatendose regte mich an, nachdem ich noch eine kleine 0,33 Liter-Bierdose geöffnet hatte, über ein anderes Gefäß nachzudenken. Im Blick auf meine Geschichte dachte ich mir, dass der Kelch meines Lebens ganz gut gefüllt ist mit Dingen, die mir nicht schmecken. Es geht nicht nur um Tomaten.
Aber: Der Kelch des Lebens ist ebenso gefüllt mit sehr vielen Kostbarkeiten: Meine liebe Familie und die vielen lieben Menschen, denen ich begegnen durfte. Mein großes Vertrauen in einen guten, barmherzigen und liebevollen Gott, der mir Hoffnung und Trost spendet und mir so eine innere Ruhe schenkt – ein guter Gegenpol zur strukturellen Hektik unserer Zeit.
Und: Der Kelch des Lebens ist ein göttlicher. Die Fülle des Heils statt innerer Leere.
“Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben” (Johannes 10,10).
Thomas Seibert
Bild: pixabay
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