ist eine große Kunst. Das sage ich, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass viele verschiedene Stimmen meine Seele erreichen.
Mein Sohn, der nun in der Automobilbranche arbeitet, bekam ein prima Angebot für ein neues und schickes Fahrzeug. Zugegeben – da bin ich als für die Erziehung mitverantwortlicher Vater selber schuld, wenn er so große Freude an Autos hat. Es gab mit ihm Diskussionen über Umwelt und Geld. Ich vertrat die Stimme der Vernunft und er die der Emotion. Nun steht in der Garage sein neues Gefährt, das mein altes in den Schatten stellt. So bin ich stolz und neidisch zugleich und überlege, mir auch einen neuen Wagen zu kaufen. Das würde meiner Gefühlslage guttun. Ich bin aber nicht sicher, ob mich die teure Ausgabe wirklich nachhaltig glücklicher macht. Andererseits macht es schon Spaß, auf der linken Spur „die Pferdchen laufen zu lassen.“ Ist aber nicht gut für die Umwelt.
Der Heilige Ignatius von Loyola (1491-1556) kannte das Problem der vielen, sich oft widersprechenden Stimmen, sei es von außen oder von innen. Die einen sind laut, andere eher leise. Jeden Tag muss neu entschieden werden: Was ist jetzt richtig? Welcher Stimme schenke ich mein Vertrauen?
1. Gott spricht in uns. Sein Geist ist liebevoll und will uns unterstützen. Es gibt aber auch andere Stimmen wie Ungeduld, Neid oder Misstrauen.
2. Ich nehme mir die Zeit und habe den Mut, alle Stimmen zu hören, sie wahrzunehmen und zuzulassen.
3. Wer etwas Bestimmtes „zu stark will“, läuft Gefahr, sich innerlich festzulegen und die Freiheit für andere Möglichkeiten zu verlieren. Abstand ist gut!
4. Was ist vernünftig und ethisch gut? Was würde Jesus oder eine andere mir wichtige Person dazu sagen?
5. Gott ist mein Kompass! Was macht mein Leben und das der anderen besser? Ich versuche, den Willen Gottes zu spüren – nicht nur meinen eigenen!
6. In Stille, Achtsamkeit, Geduld und biblischer Betrachtung suche ich Trost, inneren Frieden, Freiheit und Lebensfreude.
7. Ich entscheide und handele danach!
Und behalte mein altes Auto. Zunächst. Schon länger…
Thomas Seibert, Diplomtheologe
Bild: pixabay