Vielleicht kennen Sie den Umstand, dass eine Nachricht Ihr Leben von einem Schlag auf den anderen völlig verändert. Zum Beispiel ein Lottogewinn von 10 Millionen Euro. Was alles könnte ich davon kaufen? Welche Weltreisen würde ich machen? Wieviel davon anderen schenken? Wer weiß? Das kommt jedoch eher selten vor.
Es gibt auch andere Nachrichten, schwierige, die das Leben völlig verändern, gleichsam den Teppich wegziehen. Als vor vielen Jahren der Arzt im Blick auf unseren Sohn die Diagnose mitteilte, war so ein Moment. Ich musste mich erst einmal hinsetzen.
Diesmal war es schon besser, denn ich saß bereits. Die unglückliche Nachricht betrifft nun meinen eigenen Körper. Eine mehrstündige Operation ist geplant – in Pforzheim, denn dort sei die Klinik sehr gut. Ich dachte in diesem unheilvollen Augenblick an ein Lied der Gruppe „Fools Garden“, es heißt „Lemon Tree“ – „Zitronenbaum“: „I´m sitting here in the boring room …“ – „Ich sitze hier in diesem langweiligen Zimmer…“ Es geht um einen Mann, der traurig über seine neue Lage ist: die Trennung vom geliebten Menschen und der damit verbundene Schmerz. Mir fiel dieses Lied spontan ein, weil die Gruppe aus Pforzheim kommt, dem Ort, wo ich bald sein werde. Und irgendwie passt die Stimmung zu meiner eigenen Lage. Der Sänger würde gern seine Sichtweise verändern – aber es fehlt ihm Kraft dazu. Das kenne ich auch.
„Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen“ (Epiktet, um 50-138). Vielleicht kann es manchmal hilfreich sein, zu versuchen, den Blickwinkel Gottes einzunehmen und sich seinem Geheimnis anzuvertrauen.
Thomas Seibert, Diplomtheologe
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Marco Meier meint
Ich kenne solche Momente und ich lerne zunehmend, was der Schlüssel ist, um damit gut umzugehen: Annehmen – einfach alles annehmen, die Situation, all meine Gefühle (Wut, Angst, Hoffnung, Verunsicherung etc.) – nicht dagegen kämpfen, nicht ignorieren – einfach annehmen – es ist ja eh da. Der Glaube daran, dass Gott einen guten Plan für uns alle hat – auch wenn wir das manchmal partout weder so verstehen noch fühlen können – hilft dabei.
Lieber Thomas Dir alles Gute.
Marco
Thomas Seibert meint
Lieber Marco,
vielen Dank für Deine Rückmeldung und Deine Lebenserfahrung, die ich sehr schätze.
Manchmal merke ich, dass ich tagsüber mit dem Verstand meine Veränderung der Haltung geklärt habe – aber nachts die Seele dagegen rebelliert. So lerne ich, nach und nach in einen geistlichen Prozess zu kommen, der leider nicht ohne Mühe ist.
Dir und Deinen Lieben von Herzen alles Liebe und Gute, Gesundheit und Gottes reichen Segen!
Viele Grüße
Thomas