Die Kriminalhauptkommissarin Barbara Macheiner von der Kripo Augsburg hat bei ihrem aufschlussreichen Vortrag im neuen Roncallihaus zahlreiche interessierte Senioren über typische Betrugsmaschen informiert.
Überraschung – Ablenkung – Diebstahl
Grundsätzlich sollte man nur so viel Geld bei sich haben, wie man aktuell benötigt.
Handtaschen mit wertvollem Inhalt stets in Körpernähe. Am besten sind Geldgürtel.
Wertgegenstände im Rollator wirken auf Diebe wie eine Einladung.
Sollte der Dieb bereits etwas ergriffen haben, ist der Versuch, es festzuhalten, gefährlich, führt oft zu Brüchen und ist deswegen sinnlos.
Im Supermarkt wird manchmal die Hilfsbereitschaft älterer Menschen ausgenutzt: „Wo bitte sind die Nudeln?“ Das klassische Schema: Überraschung – Ablenkung – Diebstahl!
Sofort sperren: Telefon 116 116
Ist eine Bankkarte oder ein Personalausweis gestohlen, sofort unter 116 116 sperren lassen. Das geht auch im Ausland mit der Vorwahl 0049.
Wer sich seine PIN nicht mehr merken kann, darf sie ruhig auf den Arm schreiben. Eine als Telefonnummer getarnte PIN ist für Profis kein Problem.
Der Zetteltrick
Es klingelt an der Tür: „Hallo, ich möchte der Nachbarin, die nicht da ist, eine Nachricht hinterlassen und habe keinen Zettel. Darf ich in ihre Wohnung…?“ Zu spät! Niemals fremde Menschen in die eigene Wohnung lassen!
Wer denkt, dass Wertsachen unter der Matratze oder bei der Unterwäsche sicher sind, irrt!
Falscher Polizist
Die „Polizei“ meldet sich am Telefon. „Wir brauchen ihre Hilfe, um Betrüger festzunehmen.“ Erneuter Anruf: „Bitte legen sie ihre Wertsachen bereit…“ Und wieder ein Anruf: „Jetzt müssen sie das Geld an einem bestimmten Ort hinterlegen … Sie sind verpflichtet, an der Aufklärung von Verbrechen mitzuwirken … Sie erhalten selbstverständlich ihr Geld zurück…“ Alles gelogen. Die echte Polizei macht so etwas nie!
Grundsätzlich meldet sich die Polizei nur schriftlich. Auch angezeigte Telefonnummern wie 110 können technisch manipuliert sein! Um sicher zu gehen, genau nach Namen und Dienststelle fragen, direkt dort anrufen und abklären: „Gibt es in ihrer Abteilung Herrn xy?“ Das gleiche gilt bei Stadtwerken oder anderen Betrieben.
Kaffeefahrten und Haustürgeschäfte
Bei Kaffeefahrten gibt es keinen Kaufzwang. Wenn bei der „Info-Show“ der Verkäufer die Tür absperrt oder bei Nicht-Kauf die Rückfahrt im Bus verweigert, wird es kriminell. Sofort bei der Polizei melden! Vorsicht bei Haustürgeschäften. Oft werden bei Verträgen Durchschläge verweigert, um eine Rück-Datierung vorzunehmen. Dann greift die Widerspruchsfrist nicht mehr! Widerspruch stets per Einschreiben: „Ich widerrufe den Vertrag vom …“ genügt.
Schlüsseldienste
Schlüsseldienste, die im Telefonbuch ganz oben stehen (AAA-Schlüsselservice) arbeiten nicht selten mit Wucherpreisen von bis zu 1.000 €. Es gibt beim Bayerischen Landeskriminalamt eine Liste von geprüften und seriösen Errichtern, die in der Regel ortsnah sind.
Gewinnversprechen
„Glückwunsch – Sie haben 39.000 € gewonnen.“ Um das Geld zu erhalten, sind Gebühren fällig, meist zwischen 500 € und 900 €. Erneuter Anruf: „Es sind nicht 39.000 € sondern 93.000 €. Bitte haben Sie Verständnis, dass nun die Gebühren ansteigen…“ Wer zahlt, sieht sein Geld nie mehr! Viele Männer warten noch heute vergeblich auf ein versprochenes Auto, das gegen Gebühr aus dem Ausland transferiert werden soll.
„Ihr Telefonvertrag ist zu teuer. Wechseln sie – das geht nur jetzt…“ Sobald man am Telefon vollständigen Namen und Bankverbindung mitteilt, kommt ein gültiger Vertrag zustande! Es wird abgebucht!
Enkeltrick
„Hallo ich bin´s, dein Enkel…“ – „Ja hallo Peter, …“ Schon weiß der Betrüger den Namen und kann Vertrauen aufbauen. „Du Oma, es ist so schwer, hier eine Wohnung zu finden. Jetzt hat sich kurzfristig eine einmalige Gelegenheit ergeben…Für den Notar brauche ich aber noch heute 2.000 €, die ich morgen zurückgeben kann…“ – „Hallo, hier ist der Notar, ich bestätige …sende einen Kurier, der das Geld holt …“ Den Rest kann man sich denken.
Wer im Telefoneintrag Vorname, Nachname und Adresse angibt, macht es Betrügern leicht.
Reden Sie am Telefon niemals über Geld! Rufen sie ihre Verwandten immer auf der vertrauten Nummer an! Erbetene Rückrufe auf eine andere Nummer wegen einer angeblich neuen Handynummer – meist gelogen.
Handwerkertrick
Wenn Handwerker an der Tür klingeln und dringend notwendige Arbeiten am Haus ausführen wollen: Vorkasse = Geld weg. Oder Pfusch mit überhöhten Rechnungen.
Ein schwacher Trost
Der Kirchenlehrer Thomas von Aquin formulierte die Lehre vom „bonum commune“ – dem Allgemeingut, das allen gehört. Zuviel Leichtgläubigkeit sorgt schnell dafür, dass privates Eigentum zum Allgemeingut wird. Ein gesundes Misstrauen ist sinnvoll!
Ein schwacher Trost am Schluss: „Ihr Geld ist niemals weg, es haben nur andere.“
Thomas Seibert, Pastoralreferent