“Nehmt Neuland unter den Pflug!“
Diesen visionären Satz hat der alttestamentliche Prophet Hosea seinem Volk zugerufen (Kap 10). Die Ausschau nach Neuland weckt Vorfreude. Damit verbunden ist aber die Mühe des Pflügens. Verkrusteter Boden muss aufgebrochen werden, damit neues Leben entstehen kann.
Mit diesem Impuls eröffnete die zweite Vorsitzende Annegret Schuster einen Klausurtag des Pastoralrates am Samstag, den 6. April, im Exerzitienhaus Leitershofen.
Der erste Vorsitzende Thomas Appel und Pfarrer Nikolaus Wurzer freuten sich zusammen mit den beiden Moderatorinnen Karina Lober und Gabi Pohl von der Gemeindeberatung auf den gemeinsamen Tag, der mit einer etwas anstrengenden Teamübung begann.
Vom engen Denken zum kreativen Handeln
Die Gruppe musste sich unter Vorgabe bestimmter Regeln durch ein Quadratfeld hindurcharbeiten. Mehr oder weniger klare Absprachen, Methodenwechsel, das Austesten von Grenzen, ganz viel Wohlwollen und die gute Sorge füreinander brachten alle nach einiger Zeit ans Ziel.
Was wurde gelernt?
Manchmal muss man Neues einfach ausprobieren und dabei wahrnehmen, was nicht geht. Es gibt nicht nur eine Lösung für ein Problem: Vom engen Denken zum kreativen Handeln! Ein Team, das ein gemeinsames Ziel erreichen will, muss die Unterschiedlichkeit jeder einzelnen Person mit ihren besonderen Talenten berücksichtigen. Unterstützung geben, ist die eine Seite – Hilfe annehmen die andere. Wenn jemand etwas gut kann, darf er Führung ausüben. Auch wenn Fehler passieren, ist ein wertschätzender und respektvoller Umgang miteinander hilfreich. Mutige Pioniere sind wichtig. Es gibt verschiedene Aufgaben und jede Person muss ihre eigene Rolle finden. Und: Ohne Vertrauen geht gar nichts!
Vision im Prozess
Nikolaus Wurzer erläuterte das Konzept der Pfarreiengemeinschaft als einen Antwortversuch der Diözese Augsburg, um dem Mangel an leitenden Pfarrern zu begegnen. Er ist überzeugt, dass sich eine Vision nur gemeinsam im Prozess entwickeln lässt. Es ist gut, gemeinsam Mitverantwortung wahrzunehmen. Denn die Letztverantwortung des priesterlichen Leiters meint nicht dessen Alleinverantwortung.
Die Pfarreiengemeinschaft lebt von vielen Menschen, die sich in zahlreichen Gremien und Arbeitskreisen engagieren. Im späteren Verlauf der Klausur zeigte sich, dass es nicht immer so einfach ist, Zuordnungen, Kompetenzen und Zuständigkeiten zu klären. Das Wort „klären“ wurde sehr oft benutzt.
Doch zurück zum Zueinander von Pfarrei und Pfarreiengemeinschaft – ein Dauerbrenner seit vielen Jahren im gesamten Bistum: Wurzer betonte, dass es sinnvoll ist, die eigene Pfarrei im Nah-Raum zu beleben. Dabei können bestimmte Schwerpunkte in die gesamte Pfarreiengemeinschaft ausstrahlen. So profitieren alle davon.
Im Blick auf die rund 22.000 Menschen, die im Gebiet der Pfarreiengemeinschaft wohnen, ist der Kontakt zu den Kindergärten, Schulen und der Hessing-Klinik von großer Bedeutung.
Bei allem Tun darf nie aus den Augen verloren werden, dass es um das Heil der Menschen geht und um die Hinführung zu einer Beziehung mit Jesus Christus, der unsere Mitte ist.
Der konkrete Bezug auf die drei Pfarreien St. Georg und Michael,
St. Johannes Baptist und St. Peter und Paul machte jedoch klar, dass manches nicht so klar ist. Denn diese Gemeinschaft ist, nüchtern betrachtet, zunächst nur eine vom Bistum vorgegebene Verwaltungseinheit. Die Begriffe Ziel, Ziel-Definition und Vision blieben unscharf.
Gastfreundlichkeit
Sobald sich die Gläubigen zur Nachbargemeinde bewegen und dort Gastfreundlichkeit erleben, ist schon viel gewonnen. Konkurrenzdenken muss überwunden werden. Gut wäre ein Format für einen regelmäßigen Austausch der Pfarreien untereinander. Ein gemeinsames Pfarrfest oder einfach nur ein Stammtisch – es blieb offen. Die Sakramenten-Vorbereitung bei Erstkommunion und Firmung geschieht schon jetzt gemeinsam. Der Ökumenische Lebendige Adventskalender könnte wieder aktiviert werden. Als positiv und bereichernd haben die Jugend-Verantwortlichen einen Austausch zwischen Göggingen und Inningen wahrgenommen. Besondere Festgottesdienste können auch auf Ebene der Pfarreiengemeinschaft gestaltet werden.
Methodische Annäherung
Das pastorale Feld ist weit, die Möglichkeiten vielfältig. Deswegen ist es notwendig, sich auf bestimmte Themenschwerpunkte zu konzentrieren. Dazu dienen folgende grundlegende Schritte:
- Themen definieren
- Lösungsvorschläge sammeln
- Vor- und Nachteile abwägen
- Entscheiden – Ideen auswählen und kombinieren
- Konkrete Maßnahmen beschließen: Wer macht was? Wie? Bis wann? Mit wem?
- Reflexion der Schritte / Controlling
Was kam dabei heraus?
Kinder- und Jugendpastoral
In diesem Bereich hat eine bessere Vernetzung zwischen Göggingen und Inningen bereits begonnen. Mit ihren verschiedenen Erfahrungen können sich die jungen Leute wechselseitig unterstützen und gemeinsame Aktivitäten durchführen. Die intensivere Vernetzung mit den Pfarrgemeinderäten ist dabei hilfreich.
Überlegt wird, die Jugendgruppenleiter stärker in die Firm-Vorbereitung einzubeziehen. Interessant ist die Idee, ein verkürztes „Schnupperzeltlager“ im Pfarreigebiet für jüngere Kinder anzubieten. Die Mister-X-Aktion soll auf Ebene der Pfarreiengemeinschaft durchgeführt werden, ebenso die 72-Stunden-Aktion, bei der sich Jugendliche für ein soziales Projekt zusammenfinden – dies jedoch erst im kommenden Jahr. Ein Pfarrei-übergreifendes Mini-Mix-Wochenende steht auf dem Plan. Die Verantwortlichen der Kinder- und Jugendpastoral werden gemeinsam klären, welche Schwerpunkte sie setzen und den Pastoralrat über die Fortschritte informieren.
Gottesdienstzeiten
In St. Johannes Baptist gibt es immer wieder den Wunsch, nach der Sonntagsmesse um 10.45 Uhr gemeinschaftsstiftende Angebote durchzuführen. Der relativ späte Termin erscheint manchen dabei als hinderlich. In St. Georg und Michael wird die Messe um 09.15 Uhr aus Sicht einiger Familien als sehr früh empfunden, was familienspezifische Gottesdienstangebote erschwert. Die kommende Sommer-Ferienzeit könnte dafür genutzt werden, eine Lösung zu finden. Die Ansätze heißen: rotieren, alternieren, verschieben. Joachim Schlosser wird in diesem Prozess als Koordinator fungieren. Nähere Absprachen und genaue Abstimmungen mit Verantwortlichen und Betroffenen sollen folgen und klären, ob seitens der Pfarrgemeinderäte eine Bereitschaft zur Veränderung besteht.
Festgottesdienste
Der hauptamtliche Organist Stefan Albertshauser will nach den Gottesdiensten ein offenes Singen anbieten, um neue Personen für die Musik zu begeistern, und am 19. Mai beim Glaubenstag in St. Johannes Baptist einen Musik-Workshop gestalten. Die kirchenmusikalische Runde wird Näheres beraten und entscheiden.
Firm-Vorbereitung
Das inhaltliche Profil soll gestärkt werden. Welche Angebote können den Gefirmten nach Empfang des Sakraments gemacht werden? Das unterschiedliche Firm-Alter im gesamten Bistum und auch direkt vor Ort ist ein Problem. Das Zusammenfassen von Jahrgängen kann eine Option sein. Jugendgruppenleiter, die in die Firm-Vorbereitung eingebunden sind, wären eine Chance.
Erwachsene im Glauben begleiten
Geplant sind ein Glaubenskurs, eine Gemeinde-Katechese nach den Sonntagsgottesdiensten und ein neues Projekt im Bereich Trauerarbeit. Die Roncalliwoche in St. Peter und Paul vom 06. bis 13. Oktober 2019 ist bereits fixiert. Nähere Informationen dazu bei Nikolaus Wurzer.
Schlussrunde
Zum Abschluss konnten die Teilnehmenden verschiedene Symbole zur Reflexion des Tages auswählen. Der Schraubenschlüssel als Symbol fürs Arbeiten war beliebt, die Glühbirne mit ihrer erhellenden Wirkung und die Seifenblasen.
Eine gemütliche und beziehungsfördernde Abrundung des Tages gab es beim gemeinsamen Abendessen in einem italienischen Restaurant.
Thomas Seibert, Pastoralreferent