„Gott ist dreifaltig einer…“ Schön klingt diese Liedzeile aus dem Gotteslob (Nr. 354). Aber ist das auch verständlich? Die Dreifaltigkeit Gottes (lateinisch: Trinität) ist ein theologischer Fachbegriff über die drei Personen Gottes. Und damit beginnt schon das große Missverständnis. Aus diesem Grund behaupten die Muslime, wir Christen betreiben Vielgötterei. Ein Gott in drei Personen? 1+1+1 = 1 Wie soll das gehen?
Unverständlich ist diese alte und zentrale Lehre vor allem oft deswegen, weil unser moderner Begriff von Person ein völlig anderer ist als der in der Antike.
Mit Person verbinden wir heute die Idee von eigenständigen Individuen, Einzelwesen, die sich in selbstbestimmter Freiheit begegnen. Manch übertriebener Hype um die eigene Person hat damit leider auch zu tun.
Die antike Vorstellung von Person hingegen orientiert sich an dem lateinischen Wort per-sonare: durch-tönen. In der Denkwelt des altgriechischen Theaters ist das Wort prosopon beheimatet. Die Schauspieler hatten eine Maske, eine Art Mund-Nase-Bedeckung, ein Gesicht, eine Rolle, die bestimmte Charaktereigenschaften vermittelte. Mit dieser Maske hatten sie sich dem Publikum zugewendet.
Und damit kommen wir schon zur Gegenwart. „Wie der Schauspieler sich dem Publikum mit Hilfe seiner Masken in unterschiedlichen Rollen zuwenden kann, sodass er als jeweils anderer erscheint und wahrgenommen wird, kann sich Gott den Menschen als Vater, Sohn oder Geist zuwenden und entsprechend wahrgenommen werden. Die Menschen erfahren ihn je nach Situation und Wirken als Vater, Sohn oder Geist. Immer aber ist es der eine und selbe Gott.“ (Werner Eizinger, Dreifaltigkeit – ein ewiges Mysterium? Regensburg, Pustet-Verlag, 2013, S. 82)
Es geht um die Zuwendung Gottes zu uns Menschen. Da ist das Staunen über die Größe und Schönheit der Schöpfung, dahinter der wunderbare Schöpfergott, der den ganzen Kosmos erschaffen hat (Kosmos meint auf Griechisch: schöne Ordnung; Kosmetik hat mit Schönheit zu tun; Ehemänner wissen, was das kosten kann).
Gott zeigt sich selbst liebevoll in seinem Sohn Jesus, der zugleich ganz Mensch und ganz Gott ist. Er kommt zu uns herab, ist an unserer Seite und hat uns erlöst; mit IHM, dem von Gott zuerst aus dem Tod auferweckten Christus, „fahren wir auf in den Himmel“ – in das Reich Gottes, das schon jetzt mitten unter uns ist (Lukas 17,21).
Im Heiligen Geist, im Geist Gottes, dürfen wir leben. Er ist der Atem, der Hauch, die Kraft, die uns am Leben erhält – ewig.
Die Masken, die wir gegenwärtig tragen müssen, verbergen etwas von uns. So ähnlich ist es auch bei Gott: verborgenes Geheimnis! Ein Geheimnis kann zauberhaft schön sein!
Bild: Pixabay
Gerhard Schäferling meint
Hallo Herr Seibert.
Danke für die schöne und vor allem zeitgemäße Erläuterung. Ich meine das nicht nur im Zusammenhang mit unserer aktuellen Situation in Corona-Zeiten und den damit verbundenen Masken, sondern auch damit, dass die Erklärung ‘in unserer’ zeitgemäßen Sprache für Groß und Klein absolut verständlich – ja sogar nachvollziehbar – ist.
Mit lieben Grüßen
Gerhard Schäferling