Es macht sich gut, von sich sagen zu können: „Ich verwirkliche mich selbst.“ Das geschieht meistens im Beruf durch höherwertige und kreative Tätigkeiten. Wenn es funktioniert, kann ich immer genau das tun, was meinem inneren Verlangen entspricht.
In entspannter Runde erzählte ein Verlagsleiter, dass die Sache mit der Selbstverwirklichung schon etwas übertrieben sei. Ehrlich gesagt, so meinte er, bleibe im Grunde die tägliche Mühe mit viel Kleinkram, um den Unterhalt zu sichern. Als er so sprach, meinte ein anderer: „Mir geht es ähnlich. Mehrfach bin ich gescheitert. Ich hatte mir mehr erwartet. Und ich gebe zu: Lange Jahre bin ich dem Ideal der Selbstverwirklichung hinterhergelaufen. Der Preis dafür war zu hoch.“
Der nüchterne Blick auf die Wirklichkeit kann befreiend sein: Es geht im Leben zu großen Teilen um Alltagsmühe. Ich bin dankbar, dass alle zwei Wochen der Getränkelieferant die schweren Kisten vor der Wohnungstür abstellt. Ich weiß nicht, ob er dabei immer an Selbstverwirklichung denkt.
Tröstlich ist eine Passage aus dem Evangelium nach Matthäus.
„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!
Ich will euch erquicken.
Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir;
denn ich bin gütig und von Herzen demütig;
und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.
Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11,28-30)
Jesus kennt die Mühen des Menschen. Er ist ehrlich und sagt nicht: „Wenn du dich auf meinen Weg einlässt, nehme ich dir alles ab.“ Er spricht vom Joch! Damals gab es Traghölzer für Menschen – in armen Ländern heute immer noch! Die Last des Jochs bleibt! Damit ist nicht gemeint, jedes Übel zu ertragen. Die Mitarbeit am Reich Gottes erfordert den Einsatz für gerechte Verhältnisse.
Aber: Vollkommene Erleichterung wird es auf Erden leider nicht geben. Der Trost: Wer dem Ruf Jesu folgt, darf vertrauen. Wer gütig und demütig die tägliche Mühsal trägt, spürt Erleichterung und Ruhe in der Seele – Frieden im Herzen. Es geht darum, Gottes Plan zu verwirklichen, nicht meinen eigenen.
Wenn sich die Menschen im Sommer an den erfrischenden Getränken erquicken, hat der Lieferant seinen Teil zu einem großen und guten Plan beigetragen.
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