In der Bäckerei ist am Samstagmorgen eine lange Schlange von Leuten. Fasziniert bewundere ich die flinken Verkäuferinnen. Es ist laut, die vollgepackten Tüten wandern über die Theke. „Wer kommt jetzt dran?“ Völlig entspannt und in sich ruhend wie ein Buddha sagt der junge Mann vor mir genüsslich und langsam: „Ich… hmm… Was nehme ich heute…hmm…?“ – Stille im Raum. Und dann seine Frage: „Was haben sie denn?“ Man kann es ja sehen, denke ich mir. „Was ist das da vorne für eine Brotsorte?“ Freundlich erklärt die Verkäuferin ihre Produkte. „Hmm.“ Er fragt mehrmals nach, erkundigt sich nach dieser und jener Backmischung und den genauen Unterschieden. Der Gipfel ist dann: „Wie schmeckt diese Sorte?“ Martin Luther spricht vom inneren Schweinehund, der in jedem wohnt. Was der meinige in dieser Situation dachte und plante, schreibe ich hier nicht. Beiläufig fiel mein Blick auf eine braune Tüte mit dem Slogan: „Aus Teig geformtes Glück“.
Als Katholik denke ich mir: Das ist im Grunde eine schöne Bezeichnung für das Brot in der heiligen Messe. Bei den Evangelischen ist das Brot ja nur ein Zeichen für die Gegenwart Christi. Bei uns Katholischen geht es um die reale Wandlung der Substanz. Im Mittelalter wurde dazu die entsprechende Transsubstantiationslehre entwickelt. Kurz erklärt: Jedes Ding hat einen inneren Wesenskern. Das Wesen einer Rose ist z.B. ihre Schönheit – dem entspricht der Begriff Substanz. Dazu gesellen sich dann äußere und veränderbare Eigenschaften wie Farbe oder Form, Akzidenzien. In diesem Sinne wird die Substanz des Brotes gewandelt. Aus der Teigmischung wird etwas anderes, wahrhaft Heiliges. Wenn sich Verliebte eine Rose schenken, wird sie in gewisser Weise zu etwas Heiligem. Gewandeltes und heiliges Brot – ein von Gott verwandeltes liebevoll erfülltes Leben. Der innere Schweinehund ist besiegt.
Thomas Seibert
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