Die ersten Jahre im Beruf waren nicht so einfach. Freitags ging es immer zu einer Lehrerfortbildung. Gegen halb fünf musste ich aufstehen, um aus der abgelegenen Jachenau pünktlich ans Ziel zu kommen. Die Fahrt war stets unter Zeitdruck. Müdigkeit ist kein guter Wegbegleiter. Routine auch nicht.
Auf diesem Abschnitt der Strecke lief der Wagen sehr zügig – das Ziel war schon vor Augen. Ich dachte, das flotte Tempo könnte ich beibehalten. Eine Sinnestäuschung ließ mich meinen, die Straße ginge so weiter. Das tat sie aber nicht. Es dauerte etwas, bis ich realisierte, dass man in kurzer Entfernung im rechten Winkel abbiegen musste. Gerade aus – der nun sichtbare Waldrand. Quietschende und rauchende Reifen.
Vollbremsung! Ich stand. Meine Knie zitterten. Dreimal habe ich mich bekreuzigt und Gott gedankt. Es darf weitergehen – aber anders!
Das Leben kann wie eine Fahrt sein. Vieles treibt uns an: Erwartungen und Pflichten. Das Streben nach Erfolg. Der Wunsch nach einem gelingenden Leben. Die Suche nach Sinn.
„Halt an! Wo läufst du hin? Der Himmel ist in dir. Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.“
(Angelus Silesius, deutscher Lyriker und Theologe, 1624 – 1677)
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Thomas Seibert