Heimat hat mit persönlichen Gefühlen zu tun. Es geht dabei oft um Erinnerungen an vergangene Tage und um schöne Stimmungen. Ich spüre: „Hier gehöre ich dazu und bin angenommen.“ Da sind die vertrauten Menschen, ihre Gewohnheiten und Bräuche, die kirchliche Heimatgemeinde und die Tradition.
Beim Blick zurück kommt es manchmal zu einer Verklärung. „Ja früher, da war es irgendwie besser.“ Auf die Nachfrage, was denn genau besser war, kommen nicht selten sehr vage Äußerungen.
„Heimat“ ist ein besonderer deutscher Begriff. Als in Folge der Industrialisierung viele Menschen ihre Dörfer verlassen mussten und in städtischen Miethäusern Unterkunft fanden, wurde ihnen bewusst, etwas verloren zu haben: Heimat! Und so wurde der Begriff stilisiert als Idylle voller Ruhe und Sehnsucht. Viele Landschaftsbilder geben davon Zeugnis. Wer es sich leisten konnte, fuhr hinaus aufs Land, um sich bei Bauern einzuquartieren und die Sommerfrische zu genießen. Es begann der Tourismus. Die erste Pauschalreise hat übrigens ein gewisser Thomas Cook 1841 veranstaltet: Eine Bahnfahrt + Nachmittagstee in die Umgebung von London. Der bekannte Konzern ist inzwischen pleite.
Kurz sei noch erwähnt, dass sich der Heimatbegriff im 19. Jahrhundert mit der politischen Idee eines deutschen Staates verbunden hat.
Wo ist meine Heimat? Die Älteren, die im Krieg fliehen mussten, können davon erzählen. Und heute sind weltweit Millionen auf der Flucht.
Bei den Jesuiten habe ich gelernt, stets mit nur leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Wir sind im Grunde immer zu Gast.
Ernst Bloch (1885-1977) sagte dazu: Was „allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.“ Damit verweist der Philosoph auf eine andere Ebene. Als Christen bekennen wir: Wer sich bei Gott geborgen weiß, hat immer ein Zuhause. Und: Christliche Gastfreundlichkeit schenkt Heimat, eine Ahnung des Ewigen.
Thomas Seibert, Pastoralreferent