Die Einhaltung der Corona-Regeln stellt die Menschen seit einem Jahr auf die Probe. Erzwungener Abstand und Kontaktbeschränkungen führen die einen in die Einsamkeit, die anderen erleben innerhalb ihres „Hausstandes“ eine Dichte an Gemeinschaft, die nicht immer gut ist. Zum gesunden Menschsein gehört eine ausgewogene Balance von Nähe und Distanz. Balancieren ist eine Bewegung, die Aufmerksamkeit, Konzentration und Feingefühl erfordert. Gelingende Beziehungen leben davon. Zu viel Abstand oder Nähe wirken schädlich. Achtsame Personen spüren genau, wo eine Grenze erreicht ist.
Viele kranke und leidende Menschen suchten die Nähe zu Jesus. „Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.“ (Markus 6,56)
Berührung! Da erzählte mir jemand, wie schwer es war, sich vom sterbenden Vater im Krankenhaus nicht verabschieden zu können. Es gab nur fünf Minuten und zudem war verboten, die väterliche und vertraute Hand zu halten. Solche Erlebnisse berühren die Seele.
In diesen Tagen ist es gut, sich voller Feingefühl um eine gute Balance von Nähe und Distanz zu bemühen. Wenn wir unsere Seele berühren lassen, spüren wir die tiefe Nähe zum Nächsten, ja zu Gott selbst, der sich von uns berühren lässt. Das stiftet Gemeinschaft.
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Thomas Seibert