wirkte der junge Mann. Er sprach vom Krieg und seiner Zeit als Soldat in Afghanistan. Ungute Erinnerungen kommen zurück und rauben den Schlaf. Ich schaue in die Augen meiner Mitmenschen und spüre ihre Erschöpfung. Manchmal frage ich nach, wie es geht. Manchmal auch nicht. Oft sage ich: „Ich schließe sie ein in mein Abendgebet und zünde eine Kerze für sie an.“ Im Kalender mache ich Notizen, wann genau ich für einen Menschen in Not beten will – wenn zum Beispiel eine entscheidende Untersuchung oder Operation ansteht.
Die Nachrichten liefern täglich Bilder von angsterfüllten und erschöpften Menschen. Ausgebrannt – ihre Seele und ihre Häuser. Traurig.
Trotzdem: Es gibt etwas, das niemals ausbrennen kann. Die Bibel erzählt davon:
„In jenen Tagen weidete Mose die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Mídian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Er schaute hin: Der Dornbusch brannte im Feuer, aber der Dornbusch wurde nicht verzehrt. Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht? Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm mitten aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Er sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Ísaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne sein Leid. Ich bin herabgestiegen, um es der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus! Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen sagen? Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin, der ich bin. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der „Ich-bin“ hat mich zu euch gesandt“ (Exodus 3).
Eine Kerze, die zum Gebet entzündet wird, verbrennt allmählich und ist doch Hinweis auf Gott, dessen wohlwollende Gegenwart niemals erlischt.
Thomas Seibert
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