Der Tank ist noch halb voll, doch meine Augen werden müde. Zeit für einen Kaffee an der nächsten Raststätte, die ich immer auf diesem Autobahnabschnitt ansteuere. Der Verkehr verlangsamt sich, was mich mürrisch stimmt. Ich ahne es schon: eine Baustelle. Stau! Ich schleiche zwischen dem ersten und zweiten Gang, bremsen, anfahren – es nervt. Eine Automatik wäre jetzt besser. „Selber Schuld“, mault mein Sohn, „weil Du beim Autokauf zu geizig warst“ – ein Satz, der die Stimmung noch tiefer sinken lässt. Vorne ein Schild: 60 Km/h. Und darunter ein rotes Emoji mit nach unten gezogenen Mundwinkeln. „Wir bauen für Sie!“ – eine tröstliche Aussage. Doch dann nach sieben Kilometern ein gelbes Emoji, das meine Stimmung etwas heller werden lässt: „Sie haben schon die Hälfte geschafft.“
Der dritte Adventssonntag trägt den Namen „Gaudete”, was auf lateinisch bedeutet: „Freut euch”. Denn es geht um die Freude darüber, dass die dunkle Zeit vor dem Weihnachtsfest schon zur Hälfte vorbei ist.
Im Leben kann es ähnlich sein. Nicht selten hoffe ich schon morgens, dass der Tag mit seinen Mühen irgendwie über die Bühne geht. Oft wünsche ich mir einfach nur, dass etwas bald sein Ende findet. Ich denke an die Freude darüber, einen belastenden Lebensabschnitt hinter sich zu haben. Vorbei und endlich frei.
Am Ende eines langen und dunklen Weges hoffe ich auf ein Licht. Advent: Ich warte und hoffe, dass Gott das Leben hell macht, heil macht – es vollendet.
Raststätten gibt es nicht nur auf der Autobahn, sondern auch auf der Reise meines Lebens. Wo?
Thomas Seibert, Diplomtheologe
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