Die Wanderung im Pfälzer Wald hatte ich mir anders vorgestellt. Aus heiterem Himmel kam ein sehr lautes Donnern. Es war kein Gewitter, sondern ein Kampfjet im Tiefflug. Ich sah noch, wie sich die Bäume bewegten. Danach war eine große Stille. Etwas später merkte ich, dass ich kein Gehör mehr hatte. Es begann eine unheimliche Stille. Kein Vogelzwitschern, kein Rauschen des Windes, lautlose Schritte. Eine unsichtbare Wand trennte mich von meiner Umgebung. Im Laufe der folgenden Stunden kam das Gehör langsam zurück. Doch mit dabei war ein neuer Wegbegleiter, der sich vor allem nachts deutlich bemerkbar machte: ein dauerndes helles Pfeifen – Tinnitus. So gewöhnte ich mir an, in der Nacht das Radio einzuschalten, um diesen neuen Begleiter nicht hören zu müssen. Viele anschließende medizinische Bemühungen brachten nichts. Am meisten hilfreich war jener Arzt, der lakonisch sagte: „Wir können nichts machen – hören sie einfach nicht mehr hin. Lernen Sie wegzuhören.“ – Ich war befreit! Es pfeift noch heute – doch das stört mich kaum.
Die täglichen Nachrichten und vieles andere – ich mag es oft nicht mehr hören. Ich bin jemand, der gern anderen zuhört. Doch ich beachte meine Grenzen und spüre, wann die Zeit ist zum Sprechen, zum Hören und zum Schweigen. Die Stille des Schweigens führt mich zum Gebet, zur Quelle meines Lebens. Ich will genügend Raum dafür haben, auf Gott zu hören, der immer wieder mitten im Alltag zwischen den Zeilen und Terminen sich zu Wort meldet. Auf den Piloten von damals habe ich keine Wut mehr.
Thomas Seibert
Bild: pixabay
Christa Meitinger meint
Dies ist wirklich beeindruckendes Zeugnis, wie mit unvermeidlichen Behinderungen umgegangen weden kann!
Und wie solche “Störungen” zu Wegbereitern und zur Quelle zum Gebet werden können.
Danke dafür!
Christa Meitinger
Thomas Seibert meint
Liebe Christa,
vielen Dank für Deine Rückmeldung, die mich sehr gefreut hat. Es ist gut und befreiend, fest im Gebet verankert zu leben.
Thomas