In der Pfarreiengemeinschaft Göggingen-Inningen hat ein neues Projekt begonnen, um eine Kultur der Achtsamkeit im Raum der Kirche zu fördern. Der leitende Pfarrer Nikolaus Wurzer M.A. konnte sich am Ende des gut besuchten Informationsabends zusammen mit der diözesanen Referentin des Fachbereichs Prävention, Natalie Roth, über einen gelungenen Auftakt freuen.
Zum Hintergrund: Die Fallzahlen von sexuellem Kindesmissbrauch steigen stetig. Die Dunkelforschung geht davon aus, dass in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder von Missbrauch betroffen sind. 95% der Täter sind männlich, 1/3 davon eher jung. Seit 2010 wurden Missbrauchsfälle in Institutionen immer mehr öffentlich. Somit ergibt sich gegenwärtig eine hohe Verantwortung und die Notwendigkeit, dass Kinder, Jugendliche und hilfebedürftige Erwachsene einen geschützten Rahmen vorfinden, in dem sie sich wohlfühlen und entfalten können. Die Kirche hat im Auftrag Jesu einen besonderen Stellenwert und so liegt es der Deutschen Bischofskonferenz sehr am Herzen, dass die kirchlichen Einrichtungen sichere Orte sind, wo Missbrauch keinen Platz findet.
Zum Begriff des Missbrauchs: Er geschieht im rechtlichen Sinn gegenüber Minderjährigen und hilfebedürftigen Erwachsenen, wie alten und behinderten Menschen und gegenüber Personen, die in einem Abhängigkeitsverhältnis sind und sich demzufolge schlecht wehren können. Man unterscheidet drei Stufen: Grenzverletzungen – wiederholte Übergriffe – sexueller Missbrauch.
Was nun geschieht? Jeder Rechtsträger, also auch alle Pfarreien bzw. Pfarreiengemeinschaften, müssen bis Ende 2029 ein schriftlich formuliertes und anerkanntes Institutionelles Schutzkonzept (ISK) vorlegen. Entscheidend dabei ist nicht das Papier, sondern dass die in einem Prozess vor Ort gemeinsam erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt und im kirchlichen Alltag gelebt werden.
Der Referentin Natalie Roth und Pfarrer Nikolaus Wurzer ist es gelungen, das interessierte Publikum, zu dem viele junge Leute gehörten, mit anschaulicher methodischer Vielfalt, lebensnahen Beispielen und fundierten Informationen für das Thema zu sensibilisieren. Der Erfolg: Schon am Abend haben sich erste Personen gefunden, die bereit sind, in einer Projektgruppe mitzumachen. In den kommenden sechs Monaten sollen aus den verschiedenen Bereichen der Pfarreiengemeinschaft Erfahrungen zusammengetragen und ausgewertet werden: Anhand eines Leitfadens werden Analysen durchgeführt, konkrete bereichsbezogene Modelle erarbeitet, verschriftlicht, veröffentlicht und umgesetzt. Zum Schutzkonzept gehören ein Verhaltenskodex und ein Maßnahmenkatalog. Entscheidend ist, dass alle im kirchlichen Bereich Mitwirkenden eine Kultur der Achtsamkeit im Alltag leben und wissen, was in kritischen Situationen zu tun ist und an wen man sich wenden kann.
Nähere Informationen bei Nikolaus Wurzer, E-Mail: nikolaus.wurzer@bistum-augsburg.de oder Natalie Roth, E-Mail: natalie.roth@bistum-augsburg.de
Prävention im Bistum Augsburg / Miteinander ACHTSAM – Das Institutionelle Schutzkonzept
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